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Georg-Weerth-Gesellschaft e. V. , 25.09.2004 :

Zum Verhältnis von Antiamerikanismus und Antisemitismus wird im Oktober Gerhard Scheit (Wien) zwei Vorträge in Bielefeld und Detmold halten.

Dienstag, 12. Oktober 2004, 19.00 Uhr, Uni Bielefeld (genauer Ort wird noch bekannt gegeben!)

Mittwoch, 13. Oktober 2004, 19.30 Uhr, Stadthalle Detmold, Balkensaal

Sind "die Juden" von den Antisemiten dazu "auserwählt", den abstrakten Reichtum - das Geld - zu verkörpern, wo immer es ihnen unheimlich und irreal erscheint, so gelten die USA für die antiamerikanisch Gesinnten als einzige Gesellschaft, in der allein das Geld (oder der "shareholder-value") regiert. Sie sehen darin eine Nation, ohne freiwilligen Gemeinsinn und ohne das Ideal des selbst bestimmten Opfers für den Staat, einem zentralen Bestandteil der deutschen Ideologie. Kein Wunder, dass "den Amerikanern" seit dem Ersten Weltkrieg von deutscher Seite beständig ein Mangel an "soldatischen Tugenden" bescheinigt wird. Das ist es auch, was man " den Juden" immer vorgeworfen hat: Genau so, wie sie "das Opfer unseres Herrn Jesu Christi" nicht anerkannt haben, sondern auf ihrem Judentum bestanden, seien sie auch nicht bereit (gewesen), sich für die Nation zu opfern, in deren Grenzen sie leb(t)en.

Nicht zufällig erinnert die Politik, die heute im europäischen Namen gegen die USA bereits gemacht oder erst noch gefordert wird, an das Verhältnis des "christlichen Abendlandes" zum Judentum: Die USA werden für all das Schlechte verantwortlich gemacht, woraus man selbst den größten Nutzen zieht. Suggeriert wird dabei, der europäische Standpunkt läge außerhalb der Konflikte, sozusagen über der Sphäre der profanen Interessen. Von diesem imaginären Reich des Völkerrechts aus werden die USA dann als gleichsam universell gewordener Kolonialstaat ausgemacht. Wie ehemals das United Kingdom als Herrscher in seinem Kolonialreich gesehen, verleumdet und beneidet wurde, werden die USA jetzt als der Souverän gesehen, der über die ganze Welt herrscht oder zumindest herrschen möchte.

Warum für dieses Amerikabild, das mit dem Präsidenten George W. Bush personifiziert wird, der Antisemitismus unentbehrlich ist, nicht nur als analoges Muster der Ideologiebildung, wird im Einzelnen zu klären sein.

Der Vortrag folgt in seinen Grundthesen dem neuen Buch von Gerhard Scheit, das im Herbst bei ca ira in Freiburg erscheint: "Suicide Attack - zur Kritik der politischen Gewalt".

Raum zur kritischen Diskussion der Thesen wird nach dem Vortrag gegeben. Bekenntnisse zum Antiamerikanismus und zum Antisemitismus werden nicht als Diskussionsbeiträge gewürdigt.

Vorschau

Am Dienstag, 30.11. und am Mittwoch, 01.12.2004 finden in Bielefeld und in Detmold Veranstaltungen mit Gabriele Rollnik (ehemals "Bewegung 2. Juni" und langjährige politische Gefangene der BRD) statt, auf denen sie ihr u.a. Buch "Keine Angst vor niemand" vorstellt.


gwg@georg-weerth.info

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