Neue Westfälische ,
25.09.2004 :
Höxteraner an der Spitze / Ausbildung für internationale Einsätze des ABC-Abwehrbataillons in der Heide
Von Gerald Dunkel
Munster/Hövter. Das ABC-Abwehrbataillon 7 aus Höxter ist derzeit mit seinem neuen multinationalen Auftrag beschäftigt. Mit Soldaten aus neun weiteren Nationen wird das Zusammenspiel im Rahmen der Nato Response Force (NRF) an diesem Wochenende unter dem Übungstitel "Golden Mask" auf dem Truppenübungsplatz Munster geübt.
Ziel ist es die Zertifizierung für die schnelle Eingreiftruppe zu erlangen, die im Januar auf den Verband zukommt. Die NRF ist die rasch verfügbare Eingreiftruppe der Nato in einer Stäke von etwa 21.000 Soldaten. Sie ist dafür da, etwa im Falle von terroristischen Anschlägen oder Krisen innerhalb von 5 bis 30 Tagen an jedem beliebigen Ort rund um den Erdball zum Einsatz zu kommen. Den Kern bildet dabei die ABC-Abwehrkomponente mit etwa 895 Soldaten, die ab Januar unter dem Kommando des Höxteraner Bataillons steht.
ABC-Abwehrtruppe hat seit einigen Jahren einen Aufschwung erfahren
Jede einzelne Nation hat sich selbst mit ihren Kräften schon für die multinationale Truppe qualifiziert. "Hier auf dem Truppenübungsplatz testen wir nun die Operatibilität des multinationalen Bataillons", sagte Oberstleutnant Roelof Billmann, Kommandeur des Höxteraner Bataillons, unter dessen Führung künftig auch das NRF-Bataillon stehen wird.
Die Tätigkeiten und vor allem die unterschiedlichen Arbeitsweisen müssen aufeinander abgestimmt werden. Jede Armee arbeitet zwar in gewisser Weise nach demselben Schema, doch in den Feinheiten liegt oft noch Klärungsbedarf. Als größte Barriere wird von der Truppe die Sprache gesehen. "Wir erarbeiten zurzeit ein Konzept, das es jedem Soldaten des Bataillons ermöglichen soll, sich in seinem Umfeld in der englischen Sprache verständlich zu machen", erklärt Oberst Gerhard Decker, stellvertretender Kommandeur der ABC-Abwehrbrigade 100, zu der das Höxteraner Bataillon gehört.
Die ABC-Abwehrtruppe hat in Deutschland seit den Einsätzen in Somalia Anfang der 90er Jahre quasi eine Renaissance erlebt. Besonders das ABG-Abwehrbataillon 7 hat sich seitdem durch ständige Auslandseinsätze hervorgetan. Mit seinen Möglichkeiten der Wasseraufbereitung, des Aufspürens chemischer Kampfstoffe oder radioaktiver Strahlung hat es international einen guten Ruf, was nicht zuletzt der Einsatz in Kuwait vor und während des Golf-Krieges gezeigt hat.
Eine Besonderheit der Übung in Munster ist das "Live-Agent-Training", das Spüren scharfer Kampfstoffe. In einem speziellen Raum wird der Hautkampfstoff S-Lost, im Volksmund unter dem Namen "Senfgas" bekannt, ausgebracht, der von den Spezialisten zu analysieren ist. "Wir haben mit den Terroranschlägen eine so genannte asymetrische Bedrohung", erklärt Hauptmann Stephan Schröder. Es sei jederzeit möglich, dass eine terroristische Gruppierung chemischen Kampfstoff einsetze. Ein Beispiel dafür sei der Anschlag in der U-Bahn von Tokio vor einigen Jahren, bei dem der Nervenkampfstoff Sarin von der Aoum-Sekte eingesetzt wurde und mehrere hundert Menschen zu Tode kamen.
25./26.09.2004
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