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Lippische Landes-Zeitung , 25.09.2004 :

Zwei Hüftgelenke für das Leben / Ehemalige Zwangsarbeiterin behandelt

Detmold (der). Am Ende waren die Schmerzen so groß, dass Maria Cieslak aus Srem bei Posen aufgrund der Arthrose in den Hüftgelenken nicht mehr als 100 Meter bewältigen konnte. Die Zukunft sieht seit diesen Tagen für die ehemalige NS-Zwangsarbeiterin jedoch wieder mobiler aus - Dank zweier künstlicher Hüftgelenke, die ihr im Rahmen der bundesweiten Aktion "Aktive Solidarität" in der Klinik für Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie des Klinikums Lippe-Detmold kostenlos implantiert worden sind.

Sie freue sich wieder auf ein normales Leben, dass sie ihren Haushalt wieder ohne Hilfe führen könne, "und mit meinem Mann spazieren gehen", lässt die rüstige Senioren vier Tage nach der zweiten Operation von einer Dolmetscherin übersetzen. Ende August hatte Dr. Reinhard Brückl, Chefarzt der Klinik, bereits die linke Hüfte operiert. Maria Cieslak, die als junges Mädchen von Februar 1940 bis Kriegsende gezwungen worden war, auf einem Bauernhof und später in Rüstungsbetrieben zu arbeiten, darf zuversichtlich sein, dass sie ihre Vorhaben nach der Heimreise Ende Oktober bald auch umsetzen kann.

Sie ist mittlerweile die dritte polnische Patientin, der in Detmold (und bei der Rehabilitation in der Horn-Bad Meinberger Rose-Klinik) vor dem Hintergrund der "Aktiven Solidarität" medizinisch geholfen worden ist. Und von der ersten aus dem Jahr 2002, Barbara Rabiega, weiß Brückl zu berichten, dass sie mittlerweile wieder Touristen durch ihre Heimatstadt Wolica führt.

Im September 2001 war die Aktion von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie mit dem Ziel angestoßen worden, dass hiesige Kliniken ehemalige NS-Zwangsarbeiter aufnehmen, die in ihren Heimatländern operativ nicht versorgt werden können (Brückl: "Die Wartezeit für ein künstliches Hüftgelenk beträgt in Polen fünf Jahre") und an Abnutzungserscheinungen der Gelenke leiden. Bis Ende vergangenen Jahres sind mehr als 120 Patienten mit zum Teil schweren Arthrosen im Rahmen der Aktion operiert worden.

25./26.09.2004
Detmold@lz-online.de

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