Lippische Landes-Zeitung ,
23.09.2004 :
"Es tut mir weh, und es tut mir gut" / Karla Raveh sprach mit Gesamtschülern über ihre furchtbaren Erfahrungen
Lemgo. "Mir sind einmal fast die Tränen gekommen. Aber ich fand es toll, dass Frau Raveh uns so offen und herzlich empfangen hat und mit uns über alles, was wir wissen wollten, reden konnte." Mit diesen Worten reagierte eine der 30 Schülerinnen und Schüler der Klasse 7B der Karla-Raveh-Gesamtschule auf den Besuch bei der Namensgeberin ihrer Schule.
Neugierig und mit großer Ernsthaftigkeit hatten die jungen Menschen schon vorher gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Gabi Theimann Ausschnitte aus dem Buch "Überleben" gelesen. Dabei waren sie tief berührt worden von dem Schicksal der Familie Frenkel und hatten sich die unterschiedlich aufkeimenden Fragen aufgeschrieben, um sie nun "ihrer" Karla Raveh stellen zu können. Eine Art andächtiger Aufmerksamkeit herrschte in dem kleinen Museumsraum, als die Lemgoer Ehrenbürgerin geduldig und sehr einfühlsam, dabei immer verständlich und anschaulich bleibend, über ihre furchtbaren Erfahrungen erzählte, die eine unbeschwerte Kindheit so jäh abbrechen ließen. "Tut es Ihnen innerlich nicht weh, über dieses Erleben zu reden?", fragte ein Schüler. "Es tut mir weh und es tut mir gut", war Karla Ravehs Antwort. Sie erklärte den Jungen und Mädchen, dass es für sie wichtig sei, ihnen als Zeitzeugin erzählen zu können, damit solch grausame Menschen verachtende Zeiten nicht noch einmal kommen mögen.
Zu diesem Besuch bei Karla Raveh passte sehr gut, dass eine Journalistin des Westdeutschen Rundfunks die Zwölfjährigen begleitete und einige Gesprächsbeiträge mit dem Mikrofon aufnahm. Am Dienstag, 5. Oktober, zwischen 14.05 und 15 Uhr strahlt WDR 5 in seiner Kinderhörfunkreihe "Lilipuz" ein Hörspiel aus, in dem eine holländische Großmutter ihren Enkelkindern aus der Zeit des Nationalsozialismus erzählt. Im Rahmenprogramm werden dann auch einige der Lemgoer Schülerinnen und Schüler zu hören sein.
lemgo@lz-online.de
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