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AG Kritische Theorie, AStA Universität Bielefeld, SchwuR, Antifa AG Universität Bielefeld , 19.09.2004 :

Vorträge mit Stephan Grigat in Bielefeld

AG Kritische Theorie, AStA Universität Bielefeld, SchwuR (autonomes Schwulenreferat Universität Bielefeld) und Antifa AG Universität Bielefeld präsentieren:

- Sonntag, 03.10.2004: Kritik der Nation. 19 Uhr, Bürgerwache Siegfriedplatz.

- Dienstag, 05.10.2004: Israel-Solidarität und Kritik der politischen Ökonomie. 19 Uhr, Hörsaal H2 Universität Bielefeld.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Universität Wien, gehört zu der Gruppierung "Café Critique" ( www.cafecritique.priv.at ), arbeitet als freier Autor in Tel Aviv und schreibt unter anderem für "Jungle World" und "Context XXI". Das von ihm herausgegebene Buch "Transformation des Postnazismus. Der deutsch-österreichische Weg zum demokratischen Faschismus" ist im Freiburger ca ira-Verlag erschienen.

Kritik der Nation: Vortrag von Stephan Grigat

Der naive Humanismus glaubt, überall auf der Welt Menschen und nichts als Menschen sehen zu können. In der bürgerlichen Gesellschaft ist aber niemand einfach nur Mensch oder Individuum, sondern bürgerliches Subjekt. Die Subjekte sind sowohl Warenmonade als auch Staatsbürger. Als solche sind sie stets Nationalstaatsbürger, Angehörige einer Nation und - so sie diese Zwangsrekrutierung nicht kritisieren - Nationalisten.

Da die Affirmation von Staat und Nation den Subjekten keinerlei Garantie ihrer produktiven Vernutzung gibt, drängen sie permanent zur Artikulation einer konformistischen Revolte. Ausdruck dieser konformistischen Revolte sind Antisemitismus und Rassismus.

Nationalismus bedeutet immer die ideologische Affirmation von Kapitalproduktivität und Staatsloyalität. Der deutsche Nationalismus impliziert zudem aber Vernichtung von Menschen um der Vernichtung willen: die in Auschwitz und anderswo praktizierte Übersetzung der irrationalen Rationalität fetischistischer kapitalistischer Warenproduktion und staatlicher Herrschaft in ebenso industriell wie handwerklich betriebenen und bürokratisch geplanten Massenmord. Dieser Massenmord ist Ausdruck des nicht verwirklichbaren Wunsches ist, die abstrakte Seite des Kapitalverhältnisses abzuschaffen, um das Kapitalverhältnis als solches zu retten.

Israel-Solidarität und Kritik der politischen Ökonomie: Vortrag von Stephan Grigat

Hinsichtlich Israels könnte für an Emanzipation interessierte Menschen alles ganz einfach sein: Der Antisemitismus, der auch schon bei den Nazis antizionistisch war, hat zur Shoah geführt. Deutsche, Österreicher und ihre Hilfsvölker haben die Vernichtung organisiert und durchgeführt. Alle anderen
Staaten waren lange nicht willens oder fähig den Massenmord zu verhindern. Die Gründung Israels war in einer Situation, in der auch nach dem Nationalsozialismus keine Anstalten gemacht wurden, Staat, Nation und Kapital, und damit die Grundlage für den modernen Antismetismus ein für alle mal aus der Welt zu schaffen, die notwendige und leider viel zu spät gezogene Konsequenz.

Die Solidarität mit Israel und seiner Selbstverteidigung hätte eine Selbstverständlichkeit zu sein und bedarf keiner großartigen Begründungen. Dennoch sollte man sich des Zusammenhangs von kapitaler sowie staatlicher Vergesellschaftung und Antisemitismus bewusst sein. Nimmt man Georg Lukács' Äußerung ernst, dass es "kein Problem dieser Entwicklungsstufe der Menschheit gibt, dessen Lösung nicht in der Lösung des Rätsels der Warenstruktur gesucht werden müsste", so versteht es sich von selbst, dass auch der Haß auf Israel, in Beziehung zur Wertvergesellschaftung und dem ihr eigenen Fetischismus gesetzt werden muss.

Es soll gezeigt werden, warum, wer sich mit der Formel x Ware A = y Ware B, die am Beginn der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie steht, nicht nur irgendwie beschäftigen, sondern sie in all ihren Konsequenzen kritisieren möchte, sich mit der bewaffneten Selbstverteidigung Israels solidarisch erklären muss.


info@ag.antifa.net

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