Schaumburger Zeitung ,
18.09.2004 :
"Soldatenglück": Kaiserwetter beim Appell / Gelöbnis auf Deutschlands schönstem Marktplatz / Bückeburger gratulieren ihren Jungs mit Rosen
Bückeburg (tw). Angenehme 20 Grad im Schatten, der Himmel azurblau, von Schäfchenwolken gesprenkelt. Kurz: Kaiserwetter auf dem Marktplatz. "Soldatenglück" nennt man, was 41 Rekruten des dritten Ausbildungsquartals, 26 Offizieranwärter des 74. Jahrgangs und 12 Zeitsoldaten, gestern bei Gelöbnis und Vereidigung vor der Kulisse von Schloss Bückeburg hatten. Unter den 90 Ehrengästen des Appells waren auch Schaumburgs Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier und Landesbischof Jürgen Johannesdotter.
"In Deutschland steht die überwiegende Mehrheit der Bürger hinter Ihnen", rief Edeltraut Müller den Uniformierten zu, nachdem sie zu den Klängen des Präsentiermarsches gemeinsam mit Oberstleutnant Werner Enderlin die Formation abgeschritten hatte. Offensichtlicher Beleg für die Worte der Bürgermeisterin: Viele Angehörige, aber auch viele Bückeburger stärkten den Soldaten durch ihr Dabeisein den Rücken. Viele hielten Rosen für ihre "Jungs" in der Hand. "Sie gehen", so Müller, "heute eine Verpflichtung ein, die weiter reicht, als jede andere in Ihrem bisherigen Leben". Sprach''s – und wünschte den Rekruten "Ausdauer" und "Stehvermögen".
"Weil der Terrorismus nicht an Deutschlands Grenzen halt macht, kann Ihr Einsatz für die Verteidigung unserer Freiheit und die der demokratischen Welt nicht auf unser Territorium beschränkt bleiben", gab Sebastian Edathy (SPD) den Soldaten in seiner Festrede mit auf den Weg. Der Abgesandte des Landkreises Schaumburg im Deutschen Bundestag: "So sind Demokratie und Stabilität in Afghanistan Voraussetzung dafür, dass dort keine islamistischen Terroristen ausgebildet werden." Soll heißen: Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan schütze auch die Freiheit Deutschlands und die seiner Freunde.
Dass Edathys Worte alles andere als weit hergeholt sind, machte Stabsunteroffizier Matthias Albers in seiner Ansprache deutlich. Der Vertrauensmann der Rekruten der 6. Inspektion ließ die Eindrücke während der zurückliegenden Grundausbildung Revue passieren: "Höhepunkt", so Albers, "war die Ausbildung in der Infanterieschule Hammelburg". Mit – simulierten – Situationen, in die Soldaten bei einem Auslandseinsatz geraten können.
Nachdem die Soldaten die Gelöbnis- und Eidesformel vor der Truppenfahne gesprochen hatten, nahmen Oberst Richard Bolz, Oberstleutnant Werner Enderlin, Sebastian Edathy und Edeltraut Müller die Männer (und Frauen) im Fleckentarnanzug per Handschlag in die Pflicht. Das Heeresmusikkorps intonierte die Nationalhymne und den Fliegermarsch – dann ging's mit klingendem Spiel zurück in die Jägerkaserne, die älteste Truppenunterkunft Deutschlands und Heimat von Soldaten seit nunmehr 130 Jahren.
Übrigens: Der Wunsch der Bürgermeisterin – "Ausdauer und Stehvermögen" – ging noch auf dem Marktplatz in Erfüllung. Keiner aus der Formation machte während des "Stillgestanden!" mit Kreislaufproblemen schlapp ...
18./19.09.2004
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