Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische ,
15.09.2004 :
Bewährungsstrafe für Menschenhandel / 47-Jährige aus Löhne gab alles pauschal zu
Herford (bag). Der Weg in den Gerichtssaal in Herford war gestern nicht offen. Die Besucher mussten sich am Eingang einer Taschen- und Körperkontrolle unterziehen. Grund war eine Gerichtsverhandlung wegen Menschenhandels und Zuhälterei.
Kein Mann, sondern eine 47-jährige Ukrainerin, die zeitweilig in Löhne lebte, war angeklagt, fünf Frauen aus ihrer Heimat nach Deutschland geschleust und zur Prostitution gezwungen zu haben. Sie gab alles pauschal zu. Das Gericht verurteilte sie zu zwei Jahren auf Bewährung und Zahlung von 1.500 Euro.
Die Frau, die inzwischen mit ihrem deutschen Mann in Bautzen wohnt, lebt seit 1999 in Deutschland. Sie spricht kaum Deutsch, eine Dolmetscherin musste die Fragen des Gerichts übersetzen.
Die Angeklagte hatte als Büroangestellte eines Bordells in Bad Oeynhausen fünf Frauen aus der Ukraine an dieses Bordell an der Eidinghauser Straße vermittelt. Sie versprach den Frauen eine Stelle als Küchenhilfe, besorgte Visa, organsierte den Transport nach Ostwestfalen. In Bad Oeynhausen angekommen, wurden die Frauen zur Prostitution gezwungen – auch dadurch, dass ihnen die 47-Jährige ihre Schulden vorrechnete, die abzuarbeiten waren: 2.500 Euro für die illegale Einschleusung nach Deutschland, 150 Euro täglich Miete. Zudem diktierte sie die Bordellpreise.
Für das eher milde Urteil, mit dem sich das Gericht der Staatsanwaltschaft anschloss, sprach das "pauschale, aber dennoch glaubhafte Geständnis" der Frau, und dass sie vorher noch nie juristisch aufgefallen war. Strafverschärfend wirkte sich der Umfang der Tat und die Drohungen aus, mit denen die Zuhälterin ihre Opfer in Schach gehalten hatte.
Der Bewährungszeitraum wurde vom Gericht auf vier Jahre festgesetzt.
lok-red.herford@neue-westfaelische.de
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