Neue Westfälische ,
15.09.2004 :
Von Fußball und dem Nahost-Konflikt / Paul Spiegel diskutiert mit 600 Besuchern
Paderborn (ig). Heute Abend beginnt das jüdische Neujahrsfest. Kein Grund für die UEFA, das Fußballspiel zwischen Tel Aviv und Bayern München zu verlegen. "Eine Frechheit" nennt das Paul Spiegel (65), Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Wer Paul Spiegels Buch "Was ist koscher?" über jüdischen Glauben und jüdisches Leben gelesen hat, weiß, wie der gebürtige Warendorfer und seit 30 Jahren in Düsseldorf lebende Vorsitzende das meint. "Das Neujahrsfest ist Juden noch heiliger als der Schabbath", sagte Spiegel am Montag Abend in Paderborn vor 600 Zuhörern. Und am "Schabbath", dem "siebten Tag" - das wissen auch Nicht-Juden zumeist - dürfen Juden nun mal nicht arbeiten, zur Ehre Gottes.
Mehr als um Spiegels Buch ging es in Paderborn um den blutigen Konflikt im Nahen Osten. "Es gibt keinen Zweifel, dass die Palästinenser einen eigenen Staat haben müssen. Nur nicht auf Kosten der Sicherheit Israels", so Spiegel, der auch den Trennzaun verteidigte. Er verhindere Terroranschläge. Kritik an der Politik Israels sei erlaubt, ohne sich gleich als Antisemit verdächtig zu machen, sagte Spiegel. Verständnis äußerte er für die Äußerung von Israels Ministerpräsident Arien Scharon, der kürzlich die französischen Juden aufforderte, auszuwandern. Paul Spiegel: "Als israelischer Ministerpräsident muss er sich verantwortlich fühlen für alle Juden in der Welt."
Von einem Rückkehrrecht der an die 4,5 Millionen geflüchteten Palästinenser halte er nichts. "Das wäre das Ende des Staates Israel. Das Land ist zu klein." Die arabischen Nachbarn hätten die Palästinenser als "Faustpfand gegen Israel" nicht integriert. Auch in Deutschland fordere niemand ein Rückkehrrecht für Ost-Flüchtlinge.
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