Antifa-West ,
14.09.2004 :
General Günzel redet bei Normannia-Nibelungen
Seine ausdrückliche Solidarität und Zustimmung mit der antisemitischen Rede von Martin Hohmann rückten den Brigadegeneral Reinhard Günzel ins Licht der Öffentlichkeit und kosteten den Kommandeur der Elitetruppe KSK den Job. Am 3. Juli 2004 folgte Günzel einer Einladung der Bielefelder Burschenschaft "Normannia-Nibelungen" und sprach in deren Haus an der Schloßhofstr. 96 zum Thema "Zivilcourage im Offizierscorps der Bundeswehr".
Der Titel bezog sich natürlich in erster Linie auf das Verhalten Günzels gegenüber Hohmann. Die Solidarität mit dessen Antisemitismus wird hier zur Zivilcourage hochstilisiert. Günzel berichtete, wie hart es ihn getroffen habe, dass die Kameraden der eigenen Truppe, mit denen er zuvor noch durch dick und dünn gegangen sei, sich nicht für ihn eingesetzt hätten. Aber da die Bundeswehr inzwischen auf "Funktionieren" ausgerichtet werde, sei Charakter eher selten und nicht gewollt. Seine Entlassung erklärte er zu einem Vorgehen, das selbst in Diktaturen ungewöhnlich gewesen sei. Günzel sieht sich einer Verschwörung ausgesetzt, denn "sein Fall sei kein Ausrutscher gewesen, sondern habe Methode". Der Einladung zu solch Verschwörungstheorien, denen jedwede Reflexion des eigenen Handelns fehlt, folgten nach Angaben der Burschenschaft immerhin 120 Personen. Eingeladen hatte der Aktivitas Timo Kötter, moderiert wurde die Veranstaltung, zu der man sich, vermutlich um Proteste zu vermeiden, sicherheitshalber anmelden musste, von Dr. Dirk Häntzschel. Bei diesem Hauptmann der Reserve dürfte es sich um den stellvertretenden Landessprecher der Landesgruppe Sachsen des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V. handeln.
Kurz nach der Veranstaltung verteilten die Aktivisten der Burschenschaft an der Universität Flugblätter über die Veranstaltung. Darin sind ein Bericht über die Veranstaltung und ein Interview aus der rechtsextremen Zeitschrift Aula abgedruckt. In dem burschenschaftsnahen österreichischen Blatt äußert sich Günzel im Interview mit dem ebenfalls aus der Normannia-Niebelungen kommenden Christoph Amendt: "Natürlich gibt es in der Geschichte der Wehrmacht bzw. ihrem Ehrenschild dunkle Flecken, keine Frage, aber deswegen die gesamte Wehrmacht unter ein solches Verdikt zu stellen, ist geradezu aberwitzig." (1)
Durch die Veranstaltung, ihren neuen Aktivitas Timo Kötter und den Rückgriff auf Material der extrem Rechten Zeitschrift Aula hat die Burschenschaft Normannia-Nibelungen einmal mehr ihre Einbindung in die extreme Rechte deutlich gemacht. Dass die Burschenschaften teils in eine Reihe mit Günzel passen, hat dieser im Interview in der Aula nochmals verdeutlicht: "Ich habe in der Tat mehrere Vorträge vor Burschenschaften gehalten, und ich habe mich immer auf Anhieb dort wohlgefühlt. Es war eine Haltung und eine Stimmung zu spüren, die man ansonsten in unserem Staat, in unserem Land nur noch selten in dieser Form antrifft." Deshalb sollten nicht nur Günzel, sondern auch die Burschenschaften kaltgestellt werden.
(1) www.dieaula.at/Ausgaben/2004/07-08/beitraege/Artikel%203.htm)
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