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Lippische Landes-Zeitung , 07.11.2003 :

Buch über Euthanasie-Opfer / Verein Sozialsponsoring hilft

Kreis Lippe. Die Mitglieder des Bundes der "Euthanasie"-Geschädigten und Zwangssterilisierten (BEZ) kämpfen seit Jahrzehnten für ihre Rechte. Der Verein mit Sitz in Lippe arbeitet bundesweit für die Anerkennung der Betroffenen als Verfolgte des NS-Regimes. Unterstützung erfahren Vorsitzende Marga Heß und Geschäftsführerin Margret Hamm jetzt vom Verein Sozialsponsoring Lippe.

So ist eine Buchdokumentation vorgesehen, in der Zeitzeugen und Betroffene ihre persönliche Geschichte schildern. "Sozialsponsoring Lippe" soll zur Finanzierung des Buches beitragen. Margret Hamm: "Besonders bei den Reisen zu unseren Interviewpartnern entstehen Kosten, die wir auf diese Weise auffangen wollen. Nur durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und einen Bundeszuschuss könnten wir solche außergewöhnlichen Aktionen nicht realisieren."

Hinter dem Verein Sozialsponsoring verbirgt sich ein Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen, die nach neuen Finanzierungswegen für ihre soziale Arbeit suchen. Die Idee: Sozialsponsoring Lippe vergibt gegen eine Jahresgebühr von etwa 300 Euro an Wirtschaftsunternehmen das Recht, mit dem Logo des Vereins zu werben und sich als sozial engagiert zu präsentieren. Die Einnahmen werden vom Verein an seine Mitglieder, zu denen auch der BEZ gehört, ausgeschüttet.

Ein weiteres spektakuläres Beispiel für die Arbeit des BEZ ist der Fall der 69-jährigen Maria Behrens (Name geändert), deren Mutter im Rahmen des "Euthanasie"-Programms zur Vernichtung angeblich "lebensunwerten" Lebens in Hadamar ermordert wurde. Maria Behrens ist traumatisiert. Als sie einen neuen Betreuer bekommen soll, flieht sie von ihrem norddeutschen Wohnort nach Detmold zum BEZ. Dort vertraut sie sich Marga Heß und Margret Hamm an, fährt mit ihnen noch einmal in die hessische Kleinstadt , wo ihre Mutter ermordet wurde, weigert sich dann aber in ihre Heimat zurück zu kehren.

Stattdessen reist die 69-Jährige per Flugzeug nach Finnland und hält nur noch Kontakt nach Detmold und zum Pfarrer ihrer Heimatgemeinde. Als auch der abbricht, verständigt Margret Hamm die Polizei. Maria Behrens wird schließlich 300 Kilometer nördlich des Polarkreises auf einem Campingplatz gefunden und nach Deutschland zurückgebracht. Die Frauen vom BEZ wollen nun versuchen, Maria Behrens nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie den Weg zurück ins Leben zu ermöglichen.

Die Erfolge in Gesprächen mit der "großen Politik" blieben weit hinter den Hoffnungen auf Anerkennung zurück. Für den BEZ bedeutet diese Situation, dass noch mehr Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden muss. So plant der Verein für Januar 2004 eine Wanderausstellung mit dem Titel "Lebensunwert - zerstörte Leben". Erste Station wird das Staatsarchiv Detmold sein.

www.sozialsponsoring-lippe.de


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