Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische ,
07.09.2004 :
"Der dem Volk aufs Maul schaut" / Markus Wagner, Bürgermeisterkandidat der Offensive D
Von Gunter Held
Herford. Markus Wagner lässt sich nur schwer einordnen: Auf der einen Seite leitet er als Geschäftsführer zwei Heime für chronisch psychisch kranke Menschen in Bad Oeynhausen, auf der anderen Seite steht er seit März an der Spitze der Partei der rechtsstaatlichen Offensive, besser bekannt als Schill-Partei.
Der Hamburger Richter Ronald Barnabas Schill, Spitzname "Richter Gnadenlos", hatte die Partei zunächst in Hamburg zum Erfolg geführt und war selbst zum Innensenator aufgestiegen.
Den Namen Schill-Partei hört Markus Wagner nicht gern
Doch Schill scheiterte mit seinen abstrusen Vorstellungen von Recht und Ordnung und flog schließlich aus der Regierung. Auch innerhalb seiner Partei wurde er immer unbeliebter, verlor den Parteivorsitz, wurde ausgeschlossen.
Seitdem hört man dort den Namen Schill-Partei nicht mehr gern. "Offensive D" ist der neue Name fürs alte Kind. "Als ich im März für den Bundesvorsitz antrat, haben mich einige meiner Bekannten für verrückt erklärt", sagt Wagner. Doch diese Partei bietet ihm genau das, was Politik für ihn interessant macht: "Ich engagiere mich politisch, weil ich eine Meinung habe, weil ich mich nicht nur an der Theke ärgern will, sondern selbst etwas tun möchte."
Zuerst war er der Ansicht, seine politische Heimat bei der CDU zu finden. "Ich bin in Oberbayern aufgewachsen, da kam die Prägung auf die CSU ganz automatisch. Außerdem hielt und halte ich die CDU/CSU für die einzige Partei, mit der die deutsche Teilung überwunden werden konnte."
Wagner bezeichnet sich selbst augenzwinkernd als "beinahe multikulturell": Sein Geburtsort ist Unkel am Rhein. Im Alter von drei Jahren gings dann nach Bad Tölz, wo sein Vater als Hausmeister in einem Altenheim und seine Mutter als Pflegehilfskraft arbeitete. "Später übernahm mein Vater dann eine Jugendherberge. Und obwohl ich in Bayern erstmal der Preuß‘ war, habe ich es doch genossen, dort viele Leute kennen zu lernen." Allerdings waren wenige echte Freundschaften dabei. Ein Grund weshalb er die, die er hat, intensiv pflegt. Nach der Scheidung der Eltern ging es weiter nach Landshut und schließlich nach Bad Oeynhausen, wo seine Mutter ein Altenheim eröffnete. In NRW kam er zur Ruhe, entdeckte sein Faible für Politik.
Wagner machte für die CDU Politik, sammelte Ende der 80er bis Anfang der 90er als sachkundiger Bürger im Bad Oeynhausener Ausschüssen für Soziales, Sport, Jugend und Umwelt kommunalpolitische Erfahrung. Doch ihm missfiel immer mehr, dass Entscheidungen nur in kleinem Kreis getroffen und von der Fraktion dann "nur noch abgenickt wurden".
Er formulierte seine Kritik, drang damit aber nicht durch. "Schließlich hat der CDU-Stadtverband meinen Einzug in den Rat verhindert." 1996 erkannte er dann für sich: "In der CDU hat die geistig-moralische Wende nicht stattgefunden. Ich bin dann nach 14 Jahren aus der Partei ausgetreten."
Die Alternative war eine Partei rechts von CDU/CSU? Wagner antwortet mit einem Zitat von Helmut Schmidt: "Rechts und links sind Etiketten, die auf Flaschen gehören", soll der Alt-Bundeskanzler gesagt haben. Da ist sie wieder, diese Schwierigkeit der Einordnung. Auf der einen Seite kritisiert er Einschnitte, die psychisch Kranke hinnehmen müssen, auf der anderen Seite äußert er durchaus Verständnis für Martin Hohmann, der aus der CDU ausgeschlossen wurde, weil er antisemitische Reden geschwungen hatte.
Wagner: "Wenn jedes Abweichen vom Mainstream als rechtsextrem eingestuft wird, dann läuft etwas falsch. Wir brauchen eine Partei, die dem Volk aufs Maul schaut, ohne ihm nach dem Munde zu reden."
Die Macht, die dann ein Politiker vom Volk erhält, sei wichtig, um etwas verändern zu können. Allerdings müsse man hellwach sein, wenn man die Macht in Händen hält, denn man würde um dieser Macht willen von vielen umgarnt. Dabei ist Markus Wagner sicher, dass er mit politischer Macht richtig umgehen kann. "Einer meiner Wesenszüge ist: Ich lasse mich nicht verbiegen, um selbst Vorteile zu bekommen."
Das ist auch ein Grund, weshalb er in Herford und nicht in Bad Oeynhausen um das Bürgermeisteramt kandidiert: "Da ich nicht aus Herford komme, bin ich auch in keine der dortigen Interessengruppen eingebunden. Ich bin also niemandem verpflichtet."
Außerdem, fügt er mit einem Lächeln hinzu, kommt der jetzige Bürgermeister doch auch nicht aus Herford.
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