Die Glocke ,
06.09.2004 :
"Blumen für Stukenbrock" / Plädoyer mit viel Leidenschaft gegen den Krieg
Schloß Holte-Stukenbrock (heva). Die kyrillischen Buchstaben auf den Grabsteinen des sowjetischen Soldatenfriedhofs stehen für tausendfaches Leid. Den Opfern des Nazi-Gefangenenlagers in der Senne haben am Samstag rund 200 Menschen bei einer Mahn- und Gedenkveranstaltung, zu der wieder der Friedensarbeitskreis "Blumen für Stukenbrock" aufgerufen hatte, gedacht.
Dr. Luc Jochimsen, ehemalige Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks, spricht zwischen den Grabsteinen in Stukenbrock von den Kriegen unserer Zeit, fragt nach der Haltung zu Krieg und Frieden in diesen Tagen. Niemand solle sich von der Ablehnung des Irak-Kriegs blenden lassen, sagt sie. Da sei ja noch "unser Krieg" in Afghanistan, wo deutsche Truppen das größte Kontingent stellten. Die Bundeswehr werde zu einer globalen Einsatzarmee umgebaut, der Verteidigungsgedanke über Bord geschmissen, diagnostiziert Luc Jochimsen. "Wie steht es um Anstand und Mitgefühl?", fragt sie auf dem Soldatenfriedhof in der Senne. Nicht gut, gibt die leidenschaftliche Friedenskämpferin zu verstehen, wenn sie vom Drogenanbau unter den Augen deutscher Soldaten berichtet. Luc Jochimsen hat den Zweiten Weltkrieg selbst miterlebt. Vor den Friedensaktivisten in Stukenbrock erzählt sie von ihren Tagen als Kellerkind, während Bomben auf die Häuser fielen. Journalistin habe sie werden wollen, "damit niemand wieder sagen kann, er habe von nichts gewusst", hält sie ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Krieg und Propaganda.
Zwei konkrete Forderungen hat die Rednerin zum Antikriegstag 2004: Kriege müssten wieder lauter angeprangert werden, und der Obelisk, das Denkmal auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof, solle wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden - mit roter Fahne, Hammer und Sichel. Die Symbole der UdSSR in den 50er Jahren zu entfernen, sei eine ungesühnte Grabschändung gewesen, sagt sie unter dem Applaus der Zuhörer.
Thema am Rande der Gedenkveranstaltung ist auch die blutige Geiselnahme im Kaukasus. Den anwesenden Vertretern der russischen Botschaft drückt unter anderem Hans Krings, Staatssekretär im NRW-Innenministerium, sein Mitgefühl aus.
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