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Ev. Kirchenkreis Paderborn , 19.07.2002 :

Zehn Euro helfen in der Ausweglosigkeit / Gefängnisfürsorgeverein der Abschiebehaftanstalt Büren benötigt dringend Spenden

Von Katrin Nordwald

Büren (epd). Sie nennen ihn "Pater Batavia". Als Seelsorger im größten bundesdeutschen Abschiebegefängnis Büren leistet Burkhard Schmidt nicht nur geistlichen Beistand, sondern besorgt den ausländischen Häftlingen auf Wunsch auch Tabak. Ein paar Gramm vom starken Kraut Batavia helfe vor allem den Neuzugängen, die Zeit bis zum nächsten Einkaufstermin zu überbrücken, sagt der evangelische Pfarrer.

Gemeinsam mit dem Justizvollzugsbeamten Werner Nowak hat er vor drei Jahren den Gefängnisfürsorgeverein Büren gegründet, um im Einzelfall auch finanziell helfen zu können. Doch das Budget ist knapp. Geldspenden werden dringend gebraucht.

Die Angestellten der Haftanstalt werden täglich mit vielen hundert Einzelschicksalen konfrontiert. "Die Abschiebung trifft die Menschen wie ein Todesurteil", berichtet Nowak. Auf der Suche nach ein bisschen Wohlergehen seien sie nach Deutschland gekommen und landeten in der ostwestfälischen
Justizvollzugsanstalt Büren, der "Endstation der Hoffnung". Die Flüchtlinge seien meist mittellos. Die letzten Euros wurden ihnen gestohlen oder von der zuständigen Ausländerbehörde zur Erstattung des Rückflugs beschlagnahmt.

Erschwerend dazu kommt die Perspektivlosigkeit, die die Abschiebehäftlinge im eigenen Land erwartet - kein Job, Rückkehr in die Armut. Das Geld für die Reise nach Deutschland hätten sich viele von Verwandten geliehen. "Sie
schämen sich, weil sie es nicht zurückzahlen können", erzählt Nowak. Nicht mal ihren Kindern könnten sie ein Geschenk mitbringen.

In diesen Fällen hilft der Gefängnisfürsorgeverein aus, von dessen 32 Mitgliedern 29 Angestellte der Haftanstalt sind. Meist reichten schon zehn bis 15 Euro an Taschen- und Reisegeld. "Damit können die Häftlinge bei der Ankunft am Flughafen wenigstens Essen und Fahrkarten kaufen", sagt Schmidt.

Bei besonders schwierigen Fällen bekäme der Abschiebehäftling mehr Geld, berichtet der Pfarrer. Einem Tamilen wurde beispielsweise mit 100 Euro geholfen. Der Mann musste sich in Sri Lanka von der Hauptstadt Colombo mit Bus, Bahn und Schiff in seine Heimatregion Jaffna durchschlagen. Eine direkte Verbindung gibt es nicht.

Auch in der Bürener Einrichtung leistet der Verein flexible Hilfe, angefangen von der Telefonkarte bis zur Unterstützung der Familie draußen. Denn ein Besuch von Frau und Kindern scheitert oft am Geld. Sie seien meist in weit entfernten Asylunterkünften untergebracht, könnten sich Fahrt und
Übernachtung in einer Pension nicht leisten, berichtet Schmidt. Der Verein übernehme vereinzelt die Kosten.

Rund 200 Menschen hat der Verein in drei Jahren helfen können. Knapp 5.000 Euro standen ihm in der Zeit zur Verfügung. "Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wir brauchen mehr Geld", meint Schmidt. Von den 1.700
Abschiebehäftlingen im vergangenen Jahr seien mindestens 500 mittellos gewesen. "Hätten wir jeden von ihnen 20 Euro gegeben, wären das im Jahr 10.000 Euro", rechnet er vor.

Die Justizvollzugsanstalt in Büren hat 530 Plätze. Sie ist nach Angaben ihres Leiters Peter Möller derzeit mit 320 Männern aus 55 Nationen belegt. Acht von ihnen sind unter 18 Jahre alt. Mit Hilfsarbeiten können sich rund 100 Gefangene monatlich 40 Euro "im Knast" verdienen. Staatliche
Unterstützung für die Heimat erhalten die Männer nicht. In mehreren Justizvollzugsanstalten bestehe deshalb ein Gefängnisfürsorgeverein.

Der Verein in Büren bezieht keine staatliche Förderung. Vereinzelt habe man kleine Finanzspritzen erhalten, berichtet Schmidt. Der Evangelische Kirchenkreis Paderborn sammelte für den Verein. Die westfälische Landeskirche zahlt Schmidt pro Jahr 300 Euro extra. Aber das, so der Pfarrer, reiche nicht mal für den Tabak.

Nähere Informationen über den Gefängnisfürsorgeverein beantwortet der Vorsitzende Pfarrer Burkhard Schmidt unter der Telefon 02951/971-392. Spenden können auf das Konto 132077801 bei der Volksbank Büren eG (Bankleitzahl 472 616 03) überwiesen werden.


PAD-KK-Kreiskirchenamt@kkpb

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