Stader Tageblatt ,
30.08.2004 :
EU und "Recht auf Heimat" / Sprecher der "Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen" sieht Forderungen der Vertriebenen erfüllt
Stade (ccs). Mit dem EU-Beitritt Polens sieht der Sprecher des bundesweit aktiven Vereins "Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen" (2700 Mitglieder) , Stephan Grigat, die Forderung nach einem "Recht auf Heimat" für die Vertriebenen praktisch erfüllt. Mehrere hundert Gästen hatten am Wochenende beim traditionellen Heimattreffen in Stade das 40-jährige Bestehen einer Patenschaft der Stadt für den Vertriebenen-Verein gefeiert. Grigats Äußerung quittierten einige ältere Vertriebene mit ablehnendem Kopfschütteln.
Der sonst so offensiv auftretende Vertriebenenfunktionär und Detmolder CDU-Politiker hatte mit seiner Interpretation der jüngsten Geschichte einige Ostpreußenstämmige offenbar enttäuscht, als er meinte: Mit dem EU-Beitritt Polens und der damit verbundenen Öffnung der Grenze seien die Vertriebenenverbände mit ihren wichtigsten "Forderungen am Ziel". Der 40-jährige Grigat bei der Feierstunde am Goldap-Gedenkstein am Sonntag vor rund 200 Zuhörern weiter: Polen müsse jetzt allen EU-Bürgern und somit auch den Vertriebenen gestatten, sich wieder in ihrer Heimat frei zu bewegen, sich niederzulassen, zu arbeiten und Grundeigentum zu erwerben. "Mehr konnten wir nie erwarten", meinte der Jurist, der damit vergleichsweise versöhnliche Töne anschlug, um jedoch dann zu formulieren: "Eine Vertreibung der neuen Bewohner", gemeint sind die seit fast 60 Jahren im ehemaligen Kreis Goldap wohnenden Polen und Russen, sei bereits 1945 in der UN-Charta der Menschenrechte ausgeschlossen worden. Auch die Inschrift des von der Stadt Stade 1964 aufgestellten Steins "Gedenke der verlorenen Heimat Goldap … " sei mit der Öffnung Polens überholt, so der Vertriebenen-Funktionär. Über den Stein hatte es schon 1966 in einem anderen Sinne Streit gegeben, als der Rat der Stadt die Forderung des damaligen Goldap-Kreisvertreters Toffert ablehnte, das Wort "verlorenen" in der Inschrift durch "entrissenen" zu ersetzen.
Stades Bürgermeister Hans-Hermann Ott (CDU), der ebenso wie Landrat Gunter Armonat am Sonntag an der Feierstunde teilnahm, erklärte, dass neben der Patenschaft von Stadt und Landkreis Stade für den Verein "Kreisgemeinschaft Goldap" auch die kommunale Partnerschaft Stades mit der heute polnischen Stadt Goldap aus Überzeugung zustande gekommen sei. "Jeder Schritt aufeinander zu, bringt Ihnen die Heimat ein Stück näher", so Ott.
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