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Lippische Landes-Zeitung , 28.08.2004 :

Leserbrief / Nichts verschweigen / Leserbrief "Vertreibung", LZ vom 14./15. August

Es geht "nicht um Aufrechnung, sondern um ein objektives Bild der Geschichte", so die Verfasserin des Leserbriefes, die den Bundeskanzler wegen seiner Äußerungen bei der Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag des Warschauer Aufstands kritisiert.

Zu dem objektiven Bild der Geschichte gehören allerdings nicht nur die zwölf Millionen deutschen Ostvertriebenen und Flüchtlinge, die ihre Heimat wegen des von Hitlerdeutschland entfesselten Krieges verlassen mussten. Historische Tatsache ist auch, dass es im von Hitlers Armeen überfallenen und besetzten Osteuropa bereits zu Massenvertreibungen von Millionen Menschen gekommen war, bevor auch nur ein einziger Deutscher aus diesen Gebieten vertrieben worden ist.

Zu den unbestreitbaren Fakten gehört ebenfalls, dass die polnischen Verluste an Menschen mit 200 je 1000 Einwohner die höchsten aller am Krieg gegen Nazi-Deutschland beteiligten Völker sind; auf die deutsche Bevölkerungszahl von damals übertragen, hätte das 13 bis 14 Millionen Tote bedeutet.

Zwei Drittel der polnischen Industrie wurden ganz oder teilweise zerstört, ein erheblicher Prozentsatz der polnischen Kulturgüter geraubt, die Denkmale polnischer Geschichte systematisch vernichtet und die Hauptstadt in drei Etappen nahezu dem Erdboden gleichgemacht.

Diese Vorgeschichte der Vertreibung sollte nicht verschweigen, wer sich über das schwere Schicksal seiner ostdeutschen Landsleute auslässt.

Uwe Tünnermann
Weißer Weg 29
Lemgo

28./29.08.2004
detmold@lz-online.de

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