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Westdeutsche Zeitung ,
23.08.2004 :
Neuss: Protestmarsch gegen die Abschiebehaft / Rund 360 Menschen forderten gestern die Schließung der Abschiebe-Haftanstalt für Frauen an der Grünstraße
Von Nikola Dünow
Neuss. Mit Trommeln, Sprechchören und Transparenten haben rund 360 Menschen gestern Nachmittag gegen das Frauenabschiebegefängnis an der Grünstraße demonstriert. Der von einem Bündnis feministischer und antirassistischer Gruppen sowie von Flüchtlingen und Migranten organisierte Protestmarsch startete um 14.30 Uhr vor dem Hauptbahnhof, führte ab 15 Uhr zum Gefängnis hinter dem Amtsgericht und endete gegen 17.30 Uhr mit einer Abschlusskundgebung auf dem Markt.
Die Neusser Demonstration fand im Rahmen der bundesweiten "Anti-Lager-action-Tour" statt, die bis zum 5. September unter anderem an Abschiebegefängnissen in Bramsche, Hannover, Berlin und Eisenhüttenstadt Station macht. Auf ihren Transparenten zeigten die Demonstranten Aufschriften wie "Kein Mensch ist illegal", "Wir sind alle Menschen und keine Sklaven" und "Asyl ist Menschenrecht und kein Privileg". Begleitet von lautstarken Trommelschlägen forderten sie die Schließung der Neusser Abschiebehaftanstalt sowie bessere Bedingungen für die von Abschiebung bedrohten Frauen.
Bei der Kundgebung auf dem Markt machten die Organisatoren der Demonstration, unter anderem das kurdische Frauenbüro für Frieden "Ceni", The Voice Refugee Forum und die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten NRW, auf frauenspezifische Fluchtgründe und Migrationsformen aufmerksam. Frauen entschieden sich zur Flucht aus ihrer Heimat, weil sie keine Chance auf Bildung oder Ausbildung hätten oder weil sie als Lesben oder Angehörige einer ethnischen oder religiösen Minderheit verfolgt würden, hieß es in den Ansprachen der Flüchtlingsund Frauenaktivistinnen.
Nach Angaben von Reinhard Lenzen-Fehrenbacher, Leiter der Polizeiinspektion Neuss und Einsatzleiter vor Ort, verlief die Demonstration durch die Innenstadt friedlich und störungsfrei.
Am Mittwoch macht die "Anti-Lager Tour" mit einem weiterem Aktionstag Stopp an einem Abschiebegefängnis am Flughafen Hannover-Langenhagen.
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