Neue Osnabrücker Zeitung ,
28.07.2004 :
Verständnis für Tschetschenen
Hesepe (be). Die Gespräche mit den Asylbewerbern in der Landesaufnahmestelle haben gestern offenbar zumindest eine vorläufige Entspannung gebracht.
Nach den Protesten am Vortag (wir berichteten) waren gestern der Leiter der Zentralen Aufnahmestelle (ZASt) Oldenburg, Marcus Kosock, und der zuständige Dezernatsleiter der Bezirksregierung, Klaus von Stetencron, nach Hesepe gekommen, um mit den Flüchtlingen zu sprechen.
Nach Angaben des stellvertretenden Dienststellenleiters Silvio Urner ergab sich der dringendste Handlungsbedarf bei den tschetschenischen Flüchtlingen, die aufgrund der Kriegserlebnisse in ihrer Heimat "innerlich unter Dampf" stünden. Die Zusage, sich beim zuständigen Bundesamt für eine schnellere Entscheidung über ihren künftigen Verbleib einzusetzen, sei "sehr positiv aufgenommen worden", berichtete Urner. Darüber, dass diese Flüchtlinge überhaupt erst in der Aufnahmestelle gelandet seien "könne man sicherlich diskutieren", räumte Urner ein.
Überprüfung der Einzelfälle wurde in der Frage der Unterbringung von Familien angeboten. Hier gebe es keine klaren gesetzlichen Vorgaben. Die Norm von fünf Quadratmetern pro Person sei nicht mehr verbindlich, werde aber in Hesepe eingehalten. "Im Einzelnen anhören" will sich Urner auch, was an Klagen über die medizinische Versorgung aufgekommen ist.
Der Kritikpunkt Verpflegung indes wurde im gemeinsamen Selbstversuch erledigt: Asylbewerber und ihre Gesprächspartner besuchten gemeinsam die Kantine, wo die Vertreter von ZASt und LASt die Kritik an eintöniger Kost nicht bestätigt fanden: "Es gab Obst und auch einen Gemüseeintopf", so Urner. Den Kritikern wurde angeboten, selbst aktiv im bereits bestehenden "Essensausschuss" mitzuarbeiten. Urner betonte, der private Dienstleister, der die Kantine betreibt, sei verpflichtet, einen Speiseplan mit unterschiedlichen Gerichten für acht Wochen zu erstellen. Die Einhaltung werde kontrolliert.
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