www.hiergeblieben.de

Anti-Lager-Tour , 21.08.2004 :

600 Teilnehmer/innen demonstrieren gegen den "Ort der Schande" / Anti-Lager-Tour: Zaunrütteln für die Schließung des Abschiebelagers

Zum Auftakt der Anti-Lager-Tour am Samstag demonstrierten 600 Menschen nebst 300 Polizisten gegen das Abschiebelager im niedersächsischen Bramsche-Hesepe. Begleitet war die Auftaktaktion der Protest-Tour von massiver Polizeipräsenz im Lager und vor den Zäunen. Doch ließen sich die Demonstrierenden und Flüchtlinge im Lager davon nicht einschüchtern und auch nicht davon abhalten, den Zaun zum Flüchtlings-Isolations-Lager zu überwinden.

Bunt, phantasievoll und laut war der Demonstrationszug, der sich am Samstag nachmittag durch das kleine Bramsche-Hesepe zog. 600 Menschen, unter ihnen etwa 100 Flüchtlinge aus allen Teilen der Welt, waren auf der ersten Station der Anti-Lager-Tour dem Aufruf gefolgt, die Proteste von den Flüchtlingen in Lagern zu unterstützen und die Lebensrealität hinter den Lagerzäunen sichtbar zu machen.

"Ein Teil dieser Lebensrealität ist und bleibt offenbar eine Politik der Angst und Einschüchterung gegenüber den Flüchtlingen", erklärte Doris Fenzer von der Anti-Lager-Tour. Als am Morgen vor der Demonstration eine Delegation von der Anti-Lager-Tour die Flüchtlinge am Lager abholen wollte, wagten es nur etwa 30 Flüchtlinge, mitzukommen. Am Freitag waren zwei Hundertschaften Polizei in das Lager einquartiert worden, nebst einer Reiterstaffel aus Hannover. Den Flüchtlingen im Lager war außerdem von den Angestellten im Lager gesagt worden, die Demonstranten würden gegen sie demonstrieren, sie wären Rassisten, und es wäre nachteilig für sie, wenn sie mit den Aktivisten/innen zu tun hätten.

"Wir lassen uns aber nicht einschüchtern. Offenbar sind den Verantwortlichen die Argumente für die Rechtfertigung des Abschieblagers ausgegangen", erklärte ein Redner auf der Demonstration, "das Lager ist am Ende. Lasst uns die letzten Argumente liefern." In diesem Sinne begannen die Aktivsten/innen bei Erreichen des Abschiebelagers mit einem schwungvollen Zaunrütteln, zuvor hatten als Zaunöffner gekleidete Stelzenläufer versucht, den Zaun zu überschreiten. Sie wurden von Polizeipferden vom Zaun weggedrängt, das Lagertor von einer Polizeiblockade geschlossen. "Wir haben hier heute deutlich gemacht: wir akzeptieren die Zäune nicht, die die Flüchtlinge an diesen Un-Orten isolieren sollen", sagte Doris Fenzer. "Dieses Lager ist ein Ort der Schande, der den Namen Bramsche-Hesepe mit einem schlechten Klang verbindet."

Die Flüchtlinge aus dem Lager zeigten sich am Ende der Demonstration überrascht und erfreut, dass 600 Menschen ihre Forderungen nach besseren Lebensbedingungen unterstützen. Als die Demonstration vorm Lager ankam, schlossen sich mehrere Flüchtlinge aus dem Abschiebelager an. Einer von ihnen sagte durch den Lautsprecherwagen: "Das Lager muss weg!" Frenetischer Applaus unterstützte diese Forderung.


zurück