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Neue Osnabrücker Zeitung ,
23.08.2004 :
"Hesepe ist erst der Anfang"
Hesepe. Welten sind am Samstag in Hesepe aufeinander geprallt: Was für Hildegard Winkler "ein bisschen symbolisches Rütteln am Zaun" gewesen ist, bezeichnet der Einsatzleiter der Polizei, Klaus Bergmann, als "Haus- und Landfriedensbruch". Was als friedliche Demonstration begann, drohte auf dem Parkplatz vor der Landesaufnahmestelle (LASt) zu eskalieren. (Siehe anderen Bericht).
Nach einer ruhigen Nacht, in der es wider Erwarten der Polizei rund um das LASt-Gelände und auf dem Zeltplatz neben den Sportplätzen ruhig geblieben ist, bereiteten sich die Teilnehmer der so genannten Anti-Lager-action-Tour in Workshops auf den geplanten Marsch vom Bahnhof durch Haupt-, Ostland-, Uefflener Straße und "Im Rehhagen" zum früheren Natocamp vor. Derweil bezog die Polizei in Hesepe Stellung, um einen ordnungsgemäßen und ungestörten Verlauf der Demonstration zu gewährleisten.
"Da beschleicht einen schon ein ungutes Gefühl", machten sich Anlieger angesichts des großen Polizeiaufgebotes ihre eigenen Gedanken; dabei fuhren die Beamten eigentlich rund um die Uhr Streife, um der Bevölkerung Sicherheit zu vermitteln und potenzielle Störenfriede abzuschrecken.
Zu den gut 100 Bewohnern des Zeltdorfes stießen mittags am Treffpunkt Bahnhof nach und nach weitere Sympathisanten und "Aktivisten" hinzu; schließlich sprachen Polizei und Veranstalter von 500 Teilnehmern der Auftaktveranstaltung, die mit einer Kundgebung auf der Alfhausener Straße begann.
Veranstalterin Winkler erläuterte, mehrfach unterbrochen vom Beifall der Demonstranten, von Trillerpfeifen und Trommelwirbeln, noch einmal das Ziel der mehrwöchigen Aktion "für Bewegungsfreiheit aller Menschen, gegen die Ausgrenzung von Flüchtlingen und gegen die Kasernierung von Flüchtlingen in Lagern".
Der Name "Landesaufnahmestelle" sei "reichlich irreführend für das größte deutsche Abschiebelager", weil Flüchtlinge nicht aufgenommen, sondern unter dem massiven Druck zur "freiwilligen Ausreise" bewegt werden sollten.
Winkler forderte die Abschaffung dieser "Rückkehrberatung", die im Falle der Weigerung der Flüchtlinge mit dem Entzug von Leistungen drohe; das Konzept der Kasernierung schüre Angst und greife zu Repressionen. "Hesepe ist erst der Anfang", kündigte Winkler an. Menschen mit und ohne Fluchthintergrund ließen nicht locker, "bis alle Lager geschlossen werden".
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