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Neue Osnabrücker Zeitung ,
21.08.2004 :
Friedlicher Auftakt des Anti-Lager-Action-Camps
Von Bernhard Tripp
Hesepe. Zwölf Jahre nach der letzten Großdemonstration gegen die in Achmer geplante Hausmüllverbrennungsanlage ist Bramsche seit gestern wieder Anlaufstelle für hunderte von Demonstranten. Die so genannte Anti-Lager-Action-Tour startet hier und macht mobil für die Forderung, die Heseper Landesaufnahmestelle (LASt) zu schließen.
Ging es 1992 darum, die Bevölkerung gegen die Edelhoff-Pläne zu mobilisieren, wollen die Veranstalter Personen "mit und ohne Fluchthintergrund" für ihr politisches Ziel auf die Straße bringen (siehe auch "Nordwest").
In den nächsten Tagen stehen sich in Hesepe unabhängig von der LASt-Problematik zwei Lager gegenüber, die voneinander keine hohe Meinung haben. Die Nachbarn der Ostlandstraße und speziell die direkt angrenzenden Sportvereine sind in Sorge um ihr Hab und Gut; vorsichtshalber haben sich Freiwillige gemeldet, die nachts Wache stehen. "Ich werde wohl häufiger hier sein", sagt stellvertretend der Vorsitzende des SV Hesepe/Sögeln; Thomas Derks macht nachdenklich, dass Hildegard Winkler zum Beispiel gegenüber dem Landwirt, dem das Grundstück gehört, das Anti-Lager-Camp als Jugendzeltlager angekündigt hat. "Die hat nicht mit offenen Karten gespielt", wirft Derks Winkler vor, die die Notlüge zugibt.
Die "Avanti!"-Sprecherin bittet allerdings auch um Verständnis, dass in diesem Fall der ihrer Meinung nach zu Unrecht vorbelastete Begriff "autonom" die Gastfreundschaft nicht gefördert hätte. Erst dem Eingreifen des Staatsschutzes, der im Gegensatz zu örtlichen Ordnungshütern "wohl übergeordnete Ziele verfolgt", verdanken die Tourteilnehmer schließlich Wasser und Strom.
Nach und nach füllt sich am Freitag im Laufe des frühen Abends das Camp mit Demonstranten aus dem ganzen Bundesgebiet. Die überwiegend jungen Leute kennen sich von vielen gemeinsamen Aktionen und finden sich ohne Einweiser auf dem Platz zurecht.
Eine feste Größe ist der Küchenwagen aus Beständen der früheren DDR, der für derartige Touren jeweils flott gemacht wird. Die Besatzung stammt aus Hannover und muss sich um freiwillige Küchenhilfen keine Sorgen machen; während die Neuankömmlinge erst einmal einen Schlafplatz organisieren, schälen andere bereits Kartoffeln, Zwiebeln oder waschen Gemüse.
Winkler setzt für den ersten Abend bereits Arbeitsgruppen an, um einen Zeitplan bis zur Abreise am Mittwoch aufzustellen. Auch hat das Plenum ein Wörtchen mitzureden, wenn es um die Auftaktdemonstration und die anschließende Kundgebung auf dem LASt-Parkplatz geht.
Sicherheitskräfte und Nachbarn atmen am Abend auf, weil trotz aller martialischen Parolen die ersten Stunden friedlich verlaufen sind und es keine Anzeichen gibt, die knapp 100 Gäste würden im Schutze der Dunkelheit ihrem schlechten Ruf gerecht werden wollen.
LASt-Leiter Conrad Bramm sieht den Tagen "relativ gelassen" entgegen, hat für Mitarbeiter aber Zusatzschichten angeordnet, um den Anfängen zu wehren.
21./22.08.2004
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