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Neue Osnabrücker Zeitung ,
19.08.2000 :
Neue Aufgaben für die Mitarbeiter ab 1. Oktober 2000 im Lager Hesepe
Bramsche (hk). Insgesamt knapp 100.000 Spätaussiedler werden in diesem Jahr in der Bundesrepublik erwartet. Es bleibt dabei: Das Lager Friedland, von Land und Bund weiter gemeinsam getragen, wird ab dem 1. Oktober 2000 als zentrale Einrichtung zur Erstaufnahme weiter aufgewertet (mit zunächst 2300 Betten). Die im Grenzdurchgangslager Bramsche/Hesepe verbliebenen Mitarbeiter haben ab dem 1. Oktober ein neues Aufgabenfeld zu erledigen.
Im speziellen Heim für Aussiedler verbleibt zwar in Hesepe Platz für ein "Überhang-Kontingent"; schwerpunktmäßig geht es hier freilich um die Aufnahme jüdischer Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion in Bramsche. "Part drei", so umschreibt Heinz Kurschat die neue Konstellation , betrifft die Gruppe der Asylbewerber, die im Lager Hesepe ab dem 1. Oktober ebenfalls untergebracht werden sollen.
"Gerade was diese betrifft, werden wir sehr eng mit dem Ortsrat Hesepe zusammenarbeiten, so wie es der Wunsch des Ortsrates war", erklärt der Lagerleiter im Gespräch mit den Bramscher Nachrichten. Hinsichtlich der Gruppe der Asylanten verspreche man sich in Hesepe "in wichtigen Einzelfällen schnellere Verfahren".
Seit etlichen Monaten nun schon richten sich Lagerleitung und Mitarbeiterschaft auf die zum Herbstanfang 2000 teils drastisch veränderte Situation ein. Nebenher laufen die Verfahren für Spätaussiedler noch weiter, von denen jeder einzelne zur Zeit eine Verweildauer von fünf bis sechs Tagen in Hesepe hat, bevor es weiter geht in die vorbestimmten Zielorte. "Derzeit sind fast immer noch 500 bis 560 Spätaussiedler bei uns", gibt Heinz Kurschat Informationen zur aktuellen "Vor Ort"-Lage.
Gleich zu Anfang des kommenden Oktober sollen auch die ersten jüdischen Emigranten aus der früheren Sowjetunion nach Bramsche kommen. Diese werden sich ihre künftige Heimatorte ausnahmslos selbst auswählen können: "Ich nehme an, dass die große Mehrheit dieser Menschen sich dabei am Standort der jüdischen Gemeinden in Deutschland orientieren", so der Lagerleiter. Dieser hat übrigens "nicht im geringsten Bedenken, dass es künftig wegen der Besonderheiten in einigen Glaubensgemeinschaften Probleme bei der Gemeinschaftsverpflegung im Lager Hesepe geben wird". Es werde zum Beispiel auch Gelegenheit geboten, koscher zu essen.
Ob es im Bereich der Einrichtung künftig hier und dort noch zu gravierenden Änderungen hinsichtlich der Gesamtorganisation kommen kann, muss nach Meinung von Heinz Kurschat abgewartet werden. Erfreut äußert sich der Lagerleiter darüber, dass ein Großteil des Personals, das Hesepe im Laufe der letzten Monate verlassen hat, beruflich schon anderweitig untergekommen ist. Womit vor einem Jahr sicher noch nicht unbedingt zu rechnen war.
Inzwischen scheinen ja auch die finanziellen Probleme der Friedland-Hilfe nicht mehr derart groß, wie vor Tagen noch zu hören war: Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Jochen Welt (SPD), hat am Donnerstag eine Mittelaufstockung in Höhe von fünf Millionen Mark für die Friedland-Hilfe und das Lager bei Göttingen angekündigt.
f.wiebrock@neue-oz.de
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