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Neue Westfälische , 19.08.2004 :

Staatsschutz behält Smyrek im Visier / Islamist wird rund um die Uhr observiert / Behörden rechnen jedoch mit baldiger Resozialisierung

Von Hubertus Gärtner

Detmold/Rodgau. Die hessischen Sicherheitsbehörden sind optimistisch, dass der aus Detmold stammende Islamist Steven Smyrek (33) von seinen radikalen Positionen ablassen und in absehbarer Zeit ein bürgerliches Leben führen wird.

Nach Informationen dieser Zeitung sucht Smyrek, der sich seit einigen Wochen in Rodgau (Kreis Offenbach) bei einer Bekannten aufhält, eine Arbeitsstelle. Zwar wird er von Staatsschutz-Beamten immer noch rund um die Uhr observiert. Es werde derzeit aber eine "neue Beurteilung der Gefahrenlage erstellt", heißt es in Staatsschutzkreisen.

Die neue Einschätzung könnte zur Folge haben, dass Smyrek in Zukunft nur noch sporadisch kontrolliert wird und er sich gelegentlich bei der Polizei melden muss. Die Bundesrepublik hat gegen Smyrek ein Ausreiseverbot verhängt, das immer noch Bestand hat.

Wie berichtet, war der 33-jährige Konvertit 1997 in Tel Aviv verhaftet und später wegen Spionage und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der in Detmold aufgewachsene Smyrek hatte zugegeben, für die libanesische Terror-Organisation Hisbollah ("Heiliger Krieg") Anschlagsziele in Israel ausgekundschaftet zu haben.

Im Januar dieses Jahres kam Smyrek bei einem spektakulären Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hisbollah frei. Anschließend lebte Smyrek zunächst bei seinen Verwandten im Kreis Lippe. Damals oblag die Observation dem Bielefelder Staatsschutz. Wegen der hohen Kosten geriet die Überwachung in die Kritik. Sicherheitsexperten äußerten intern auch gewisse Zweifel daran, ob Smyrek ein hochkarätiger potenzieller Terrorist sei, der einen solchen Aufwand rechtfertige. "Wenn ich in Palästina lebte, dann würde ich mein Land verteidigen", hat Smyrek vor wenigen Wochen in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau gesagt. Smyrek sagte allerdings auch, dass er nicht vorhabe, nach Palästina zu reisen.


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