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Die Glocke , 18.08.2004 :

Protest gegen Arbeitsmarktreform / "Montagsdemo" schwappt in die Dalkestadt

Von Gerrit Dinkels

Gütersloh (gl). Der Protest gegen Hartz IV schwappt nach Gütersloh. Zu einer ersten "Montagsdemo" hat sich eine Handvoll Gegner des Reformpaketes am Montagabend vor der Martin-Luther-Kirche versammelt. Sie lehnen die Arbeitsmarktreform als unsozial und ungerecht ab. Unter den Demonstranten: Gewerkschafter, Seelsorger, Mitglieder der Anti-Globalisierungsorganisation "Attac" und Privatleute, insgesamt knapp 20 Teilnehmer.

"Wir wollen die Montagsdemo im Gütersloh auf möglichst breite Füße stellen", erklärte Mitinitiator Fritz Ludwig gestern im Gespräch mit der "Glocke". Adressaten seien Gewerkschaften, die Kirchen und Wohlfahrtsverbände. "Wenn wir die Unterstützung bekommen, ok. Wenn nicht, bleibt es eine Initiative von Bürgern", sagte das Mitglied der IG Metall. In einer Woche soll es am selben Ort eine Neuauflage geben. Und die Resonanz? "Die, die sich ansprechen ließen, haben zu 96 Prozent positiv reagiert", so Ludwig. Nur zwei Passanten hätten kein Verständnis für die Aktion gehabt. Rund 70 Unterschriften seien gesammelt worden. Ludwig gehört selbst zu jenen, die von Hartz IV betroffen sind. Seit 16 Monaten ist der gelernte Maurer arbeitslos. Zuletzt war er bei Pfleiderer in Rheda beschäftigt, in dem Werk, das Ende des Jahres geschlossen wird. Seither hat er eine dreimonatige Computer-Weiterbildung absolviert, war fünf Monate über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in Lohn und Brot, nun ist der 49-Jährige völlig draußen. "Es gibt für mich keine Verwendung, egal, wo ich mich beworben habe", klagt der 49-Jährige, der stets als Vorarbeiter beschäftigt war. Ab Januar bekommt er das Arbeitslosengeld II. Im ersten Jahr erhalte er noch einen Ausgleich von 160 Euro ("Fallschirmpassus"), im zweiten von 80, danach seien es nur noch die besagten 345 Euro monatlich. Das Potenzial der Unzufriedenen hält er für groß. Allein im Bereich der IG Metall Gütersloh gebe es rund 700 arbeitslose Mitglieder. Erst kürzlich sei eine Erwerbslosengruppe gegründet worden. Offiziell wolle sich die Gewerkschaft aber nicht an den Protesten beteiligen. Zwei Termine hat Ludwig in seinem Kalender vorgemerkt: am 18. September eine Großdemonstration in Düsseldorf und am 6. November eine Kundgebung vor der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.


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