Lippische Rundschau ,
03.08.1990 :
"Solange sie keine Unruhe stiften, sind sie gern gesehen" / Die Bad Salzufler Zeitung fragte Bürger in der Fußgängerzone der Badestadt nach Meinungen und Einstellungen zu Asylanten
Bad Salzuflen (BSZ). Das Thema "Asylanten" ist zur Zeit in Bad Salzuflen in aller Munde und erhitzt die Gemüter betroffener Bürger und der Politiker gleichermaßen. Tagtäglich kommen nicht zugewiesene neue Asylbewerber aus Rumänien in die Badestadt. Belästigt fühlen sich die Salzufler vor allem durch massive Betteleien, Diebstähle und Verschmutzung der Straßen, Parks und Privatgrundstücke. Stadt und Politiker suchen nach Problem-Lösungen, um das gespannte Verhältnis zwischen Anwohnern und Asylanten sowie zwischen den Asylbewebern verschiedener Nationalitäten zu entschärfen. Die BSZ-Mitarbeiterinnen Monika Schönfeld, Birgit Deker und Sonja Banze fragten in der Innenstadt Salzufler Bürger nach ihrer Meinung zum Thema "Asylanten".
Peter Senf (24), Maurer aus Bad Salzuflen:
"Meiner Ansicht nach leben zur Zeit einfach zu viele Asylanten in unserer Stadt. Davon sind meine Lebensgefährtin, unsere drei Kinder und ich besonders betroffen, denn wir suchen seit Monaten in Salzuflen eine größere Wohnung. Aber in annehmbarer Preisklasse ist für eine junge Familie kaum etwas zu finden. Ich glaube, dass viele Wohnungen den Asylanten, die meistens große Familien haben, zur Verfügung gestellt werden. Was sollen wir denn machen? Wir können doch nicht einfach unsere Zelte irgendwo aufschlagen. Der Zuzug von Flüchtlingen müsste sofort gestoppt werden, damit erst einmal die einheimischen Bürger mit Wohnungen versorgt werden können. Ich habe den Eindruck, dass viele Asylanten eine bevorzugte Behandlung erfahren und sich ins gemachte Nest setzen können. Das ärgert mich, denn wir müssen uns ja schließlich auch um alles selber kümmern."
Karin Knappmann (32), Hausfrau aus Bad Salzuflen:
"Mich stört eigentlich nur, dass sich im Moment alles nur noch um die Asylanten und Aussiedler dreht. Es gibt in Deutschland noch genug Elend und so viele Menschen, die in Not sind und unsere Unterstützung sehr nötig haben. An diese Menschen sollte man vielleicht zuerst denken."
Florina Wüllenkämper (18), Schüler aus Bad Salzuflen:
"Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass jeder, der in einem fremden Land zu Gast ist, sich auch an die dort bestehenden Sitten und kulturellen Eigenheiten anpasst, sich mit den dort lebenden Menschen soweit wie möglich arrangieren sollte. Asylanten, die sich nicht an die in unserem Land geltenden Sitten und Rechtsnormen halten, müssen in gleicher Weise behandelt werden wie jeder deutsche Bürger auch. Ich komme ja schließlich auch nicht ungestraft davon, wenn ich mich in der Weise verhalte, wie es derzeit die Roma zum Beispiel in Sachen Diebstählen tun. Eine Abschiebung dieser Menschen halte ich für keine gute Lösung. Auch die Bürgerinitiative in der Schülerstraße verschlimmert die Situation in meinen Augen nur noch, schürt noch mehr Aggression bei den Asylanten. Vom Stadtrat erwarte ich aber doch, dass er härter durchgreift, die Delikte der Roma strafrechtlich verfolgt."
Ingeborg Kaulbars (42), Kaufm. Angestellte aus Salzuflen:
"Ich sehe immer gerne beide Seiten der Problematik. Der Salzhof, der von Asylanten oftmals in Scharen belagert wird, bietet zur Zeit natürlich kein schönes Bild für die Bürger. Dennoch muss man sehen, dass diese Menschen die gleichen Rechte haben sollten, wie wir. Wenn sie ein ordentliches und menschenwürdiges Zuhause hätten und nicht in Turnhallen und Schulen zusammengezwängt würden, glaube ich, dass die Asylanten sich anpassen würden. Damit wäre auch viel sozialer Sprengstoff zwischen Salzuflern und Flüchtlingen beseitigt. Ich meine, dass wir immer mehr auf amerikanische Verhältnisse zusteuern, in denen es nur ganz arme Leute und ganz reiche gibt. Den Asylanten geht es halt nicht gut, da kann ich schon verstehen, dass sie auf der Straße betteln. Allerdings sichern wir unser Geschäft seit Neuestem sorgfältig, weil von den Roma so viel gestohlen wird."
Hilde Plaß (56), Hausfrau aus Bad Salzuflen:
"Ich verkaufe manchmal Obst und Gemüse auf dem Markt. Da bekommt man viel von dem mit, was sich so auf der Straße abspielt. Kinder von rumänischen Asylanten werden von ihren Eltern zum Betteln und Stehlen geschickt. Mit einem Zettel in der Hand, auf dem steht, dass sie nichts zu Essen haben, kommen sie auch an die Marktstände. Einmal habe ich einem Kind eine Mark gegeben, da kam auch schon das nächste. Jetzt gebe ich keinem mehr etwas, das kann man auf die Dauer gar nicht. Ich meine, dass man den Menschen nur dann, wenn sie in ihrer Heimat tatsächlich politisch verfolgt werden, helfen muss, aber nur im Rahmen des Möglichen. Es dürfen auf keinen Fall noch mehr Asylanten kommen. Vor allem muss die lästige Bettelei aufhören und die Menschen müssen lernen, sich anständig zu benehmen. Dann gibt es auch nicht mehr so viele Probleme."
Robert Reckendres (16), Schüler aus Bad Salzuflen:
"Ich finde es nicht gut, dass die Asylanten in öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel in Turnhallen und Schulen untergebracht werden und somit einer Nutzung dieser Einrichtungen für ihre eigentlichen Zwecke im Wege stehen. Um diesem Problem Abhilfe zu schaffen, sollte man das Geld, das normalerweise in die Rüstungsindustrie investiert wird, lieber den Asylanten zukommen lassen. Damit wäre ihnen die Möglichkeit gegeben, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Sie könnten sich eine Wohnung suchen, sowie einen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz suchen. Damit wäre dann vielleicht auch den Diebstählen und den Betteleien, mit denen viele von ihnen die einheimischen Bürger auf den Straßen belästigen, ein Ende gesetzt. Die Abschiebung der Flüchtlinge halte ich für keine menschliche Lösung, ganz gleich, ob es sich um Wirtschaftsflüchtlinge oder um politisch Verfolgte handelt."
Clara Bitsch (68), Hausfrau aus Bad Salzuflen:
"Es gibt sehr anständige Asylanten, die sich gut anpassen. Vor allem vor den Türken habe ich Hochachtung. Die haben uns sehr geholfen, sind sehr fleißig. Die Roma jedoch passen sich in keiner Weise an. Im Gegenteil: sie stehlen und betteln und beschädigen unsere Häuser und Grundstücke. Vor kurzem zog eine Bande von ihnen durch unser Wohnviertel. Sie haben unter anderem auch unser Gartentor eingetreten. Ich habe regelrecht Angst vor ihnen. Die Roma sollten in ihre Heimat zurückgeschickt werden, wie andere Wirtschaftsflüchtlinge übrigens auch. Die Wohnungs- und Arbeitsmarksituation ist schließlich für die Deutschen selbst schon problematisch genug. Die Politiker sollten den Mut haben, die bestehenden Asylgesetze auch konsequent anzuwenden."
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