Lippische Rundschau ,
26.07.1990 :
Massive Beschwerden der Salzufler über Roma häufen sich / Schmutz und Ruhestörungen / Bürgerinitiative gegründet
Von Karin Koteras-Pietsch
Bad Salzuflen (kop). "Fast jede Nacht müssen wir zwei bis drei Mal rausfahren, um bei Ruhestörungen einzugreifen. 70 Prozent unserer derzeitigen Einsätze gelten den Asylanten, genauer den Roma", erzählen die Bad Salzufler Polizisten. Die Zustände seien unhaltbar. Massive Beschwerden der Salzufler Bürger häufen sich. Dabei gehe es vor allem um hartnäckige Belästigungen durch Betteleien der Asylanten aus Rumänien, Lärm und Diebstahl, betonen die Beamten im Gespräch mit der Bad Salzufler Zeitung.
Als besonders ärgerlich bezeichnet ein Polizeiobermeister, dass die Asylanten für Schäden jeglicher Art nicht haftbar gemacht werden können. Sein Wagen war in dieser Woche von einem Roma-Kind beschädigt worden. Mehrmals sei der Junge mit seinem Fahrrad gegen das Auto gefahren. Schaden: Rund 1.100 Mark. Kripo-Chef Martin Grigat beobachtete den Kleinen und stellte ihn zur Rede. Ein Ergebnis brachte das allerdings nicht. Die Reparatur wird der Polizeiobermeister aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.
Auch Anfragen bei Sozial- und Ausländeramt halfen dem Polizisten nicht weiter. "Wir sind nur für die Sozialleistungen zuständig. Haftpflichtversicherungen für Sozialhilfeempfänger übernehmen wir nicht", informiert Wolfgang Vögeding, stellvertretender Leiter des Sozialamtes.
"1.100 Mark liegen ja noch an der Grenze des Vertretbaren. Aber was passiert, wenn eines der Kinder größeren Schaden anrichtet, beispielsweise einen Unfall mit einem mit wertvoller Fracht beladenem Lkw verursacht? Wer soll denn das bezahlen?" fragen sich die Beamten auf der Salzufler Wache.
Aber auch kleinere Schäden seien schon ärgerlich genug. So beobachteten die Polizisten, wie die Roma-Kinder in der Schülerstraße mit Stöcken auf parkende Autos schlugen. Und auch in Sachen Hygiene und Ordnung passten sich die Asylanten kaum den in Deutschland herrschenden Verhältnissen an. "Kinder und Erwachsene verrichten ihre Notdurft wo immer sie sich gerade aufhalten, in Parks, auf der Straße oder in privaten Gärten", wissen die Polizisten zu berichten. Geschlechtsverkehr vor den Augen der Öffentlichkeit in einem Park sei auch schon vorgekommen. Über diese Zustände beschweren sich vor allem die Anwohner der Schülerstraße in Schötmar, die bereits in der vergangenen Woche eine Bürgerinitiative (BI) gründeten und gemeinsam einen Beschwerdebrief an die Stadt Bad Salzuflen schickten.
Die meisten Asylanten, unter ihnen viele Roma, sind in der ehemaligen Erich-Kästner-Schule an der Schülerstraße untergebracht. Friedrich Ondrich, Mitglied der BI, und die anderen Unterzeichner beklagen sich in dem Schreiben unter anderem über die ständigen Ruhestörungen und den Schmutz. "Auf dem Schulhof werden Nacht für Nacht Feste gefeiert. Die Roma singen und johlen, dass wir keinen Schlaf finden können. Und trotz Toiletten in der Unterkunft beschmutzen sie die Straße und unsere Gärten. Wir haben bislang mit den Asylanten in der Erich-Kästner-Schule keine Probleme gehabt. Aber die Roma passen ganz offensichtlich nicht in unseren Kulturkreis, haben große Schwierigkeiten, sich hier anzupassen", so Friedrich Ondrich. "Die Roma bringen leider alle Asylanten in Verruf."
Nicht ganz glücklich über die derzeitige Situation ist auch das Ehepaar Drögemeier in der Riestestraße. In ihrer direkten Nachbarschaft wurden Wohn-Container zur Unterbringung der Roma aufgestellt. "Die Asylanten räumen Bullis aus und lassen den Dreck vor unserer Garage liegen, sie durchwühlen unsere Müllsäcke, verteilen den Rest in unserem Garten und entlang der Hecke. Den Gulli-Deckel vor unserer Garage haben sie herausgerissen, um den Gulli anschließend als Toilette benutzen zu können", ärgern sich die Eheleute. Robert Drögemeier fühlt sich auch durch nächtliche Ruhestörungen belästigt. "Schon mehrmals bin ich mit einem Stock bewaffnet auf den Hof gegangen, um für Ruhe zu sorgen, jedoch ohne Erfolg", berichtete Drögemeier.
Bereits die Hälfte der rund 200 Roma sind der Polizei bekannt. Und Kripo-Chef Martin Grigat warnt alle Bürger, sie mögen ihre Türen verschließen, auch die Hintereingänge. "Die Roma brechen zu wahren Diebeszügen in Wohngebiete auf, klauen vor allem Schmuck und Geld", so der Kripo-Chef. Auch die meisten Fahrräder, die die Roma besäßen, seien gestohlen. Fahrradbesitzer sollten sich die Fahrgestellnummern der Räder aufschreiben, das könne bei einem eventuellem Diebstahl weiterhelfen.
Dass vieles, was die Roma besitzen, von geklautem Geld gekauft worden sei, steht für Martin Grigat fest. "Bei einer Salzufler Bande hat kürzlich ein rumänischer Asylant Gold für 15.000 Mark gekauft. Andere können sich Autos und Benzin leisten", weiß der Kripo-Chef. "Da muss man sich nicht lange fragen, wovon sie diese Dinge bezahlt haben."
Allerdings könne sich auch niemand hundertprozentig gegen Diebstähle wehren. Und abschrecken ließen sich die Roma auch nicht. "Wir können niemanden wegen eines Diebstahls in Untersuchungshaft nehmen", informiert Grigat. Ertappte Asylanten müssten wieder freigelassen werden und brächen dann zu neuen Diebeszügen auf.
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