Lippische Landes-Zeitung ,
30.07.1990 :
Bürger bauen Zäune gegen Asylbewerber in alter Erich-Kästner-Schule / "Wenn nicht bald etwas passiert ... "
Bad Salzuflen-Schötmar (gä/JL). "Wenn die Stadt Bad Salzuflen nicht bald etwas unternimmt, ergreifen die Nachbarn der ehemaligen Erich-Kästner-Schule in der Schülerstraße selbst die Initiative", so Wilhelm Werning, der vom in den letzten Tagen eskalierenden Asylantenproblem direkt betroffen ist. Die etwa 60 am Freitag neu hinzugekommenen Roma sind ebenfalls in der alten Schule untergekommen, die nach Wernings Meinung sowieso schon restlos überfüllt war. Bewohner der Schülerstraße sichern ihre Gärten und Privatgrundstücke bereits mit hohen Bauzäunen ab, um sich vor den Fäkalien der Roma zu schützen. Denn die schlagen sich, um "ihr Geschäft" zu verrichten, mal eben in die Büsche oder in Nachbars Garten.
Asylgruppen unterscheiden
Der Konflikt nimmt immer größere Ausmaße an. "Wenn es sein muss, errichten wir eine Bürgerwehr", warnt der aufgebrachte Schötmaraner Bürger.
Vor allem sei wichtig, dass die Stadt zwischen Libanesen und Roma unterscheide, so Werning weiter, denn "die Libanesen sind wirklich harmlos und verhalten sich dementsprechend vernünftig. Die Roma sind des Übels Kern."
Am Freitag wurde ein Bus mit Asylanten aus der Schülerstraße in ein außerhalb Lippes liegendes Übergangslager gebracht. Werning vermutet, dass diese Aktion wegen Seuchengefahr unvermeidlich geworden war. Doch den Wegtransportierten scheint es in der Badestadt wohl sehr gut gefallen zu haben, so dass sie mit einem auf "eigene Faust" gemieteten Bulli in die ehemalige Erich-Kästner-Schule zurückkehrten. "Mit großem Hallo wurden sie empfangen", berichtet Christiane Werning, die das gesamte Geschehen, Abfahrt und Ankunft, beobachtet hatte.
"Es ist wirklich unglaublich, was uns hier zugemutet wird. Warum müssen all die Asylanten in Schötmar beherbergt werden? Was ist zum Beispiel mit den Ortsteilen, wo nur sehr wenig oder fast gar keine der Asylsuchenden untergebracht worden sind?" fragt sich die aufgebrachte Schötmaranerin. Fest steht für sie auf jeden Fall, dass sie und ihre Nachbarn Angst haben vor den Krankheiten, die durch die schlimmen hygienischen Zustände bald grassieren könnten. Den momentanen Zustand der Unsicherheit wollen sie nicht länger ertragen.
In der Salzufler Polizeiwache wachsen die Sorgen vor einer möglichen weiteren Zuspitzung des Konfliktes. "Die Anwohner bauen jetzt ihre Zäune", sagt ein Beamter ernst, "und einige bewaffnen sich auch schon. Wenn nichts geschieht, haben wir hier bald offenen Bürgerkrieg." Auf die mögliche Scheunen-Lösung in Werl (Hof Brockschmiede) angesprochen, zuckt er nur mit den Schultern: "Hat doch keinen Zweck. Auf dem Dorf ist der Hass auf diese Leute noch größer als in der Stadt."
Was ist zu tun? "Die müssen aufs flache Land, ganz weit weg von der Bürgerschaft."
Salzuflen@lz-online.de
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