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Lippische Landes-Zeitung , 28.07.1990 :

Kommen Libanesen auf Hof Brockschmiede? / Grüne für Wohncontainer

Bad Salzuflen (gä). Die Stadt müsse beim Flüchtlingsproblem umdenken, fordern die Salzufler Grünen in Reaktion auf die Vorgänge rund um die ehemalige Erich-Kästner-Schule in der Schülerstraße, die als Übergangswohnheim zur Unterbringung von Asylbewerbern und in jüngster Zeit insbesondere für Roma aus Rumänien genutzt wird.

Die Badestadt habe sich bislang "viel zu wenig auf die Flüchtlinge eingestellt". So sei die Verwaltung dauerhaft personell überfordert. "Bei uns gibt es zwei Sozialarbeiterstellen für bald 800 Asylbewerber. Das kann doch nur Reibereien und Konflikte geben", meint Hans Immanuel Herbers von den Grünen. "Wir fordern daher sofort die Einrichtung einer weiteren Sozialarbeiterstelle, unter Umständen mit Unterstützung des Arbeitsamtes", sagt er im Gespräch mit der LZ und versichert: "Das Arbeitsamt ist bereit, auch kurzfristig über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen eine solche Stelle zu finanzieren, die Stadt hätte also kaum Kosten."

Ausdrücklich stärkt Herbers dem Salzufler Kripochef Martin Grigat den Rücken, der sich gegen die Massenunterkunft in der Schülerstraße gewendet hat und auf den sozialen Sprengsatz hinwies, der aus der Konzentration verschiedener Asylbewerber-Gruppen auf engstem Raum resultiert. Die Grünen votieren eher gegen dezentrale Lösungen: Nach ihren Vorstellungen sollen umgehend rund 20 Wohncontainer angeschafft und im Stadtgebiet an verschiedenen Stellen aufgebaut werden. "Damit kann sofort die alte Erich-Kästner-Schule geräumt werden", meint Herbers.

Später könnten dann noch einmal 20 Container angeschafft werden. "Die Container sind nicht schön und nicht billig", räumt Herbers ein. "Noch teurer aber ist es , wenn zur Zeit für umgerechnet 280.000 Mark jährlich gerade 30 Flüchtlinge in Hotel- und Pensionszimmern untergebracht werden oder wenn für teure Ferienwohnungen für gerade 100 Personen aufs Jahr umgerechnet rund 600.000 Mark ausgegeben werden."

Die mobilen Wohncontainer hätten, so gibt der Grünen-Fraktionschef zu bedenken, zusätzlich den Vorzug, dass sie von Zeit zu Zeit verschoben werden können.

28./29.07.1990
Salzuflen@lz-online.de

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