Lippische Rundschau ,
14.10.2003 :
Landesbibliothek: Vittore Bocchetta stellt Buch vor / Faschismus bekämpft
Detmold (tm). "Jene fünf verdammten Jahre" lautet der Titel des autobiographischen Berichts Vittore Bocchettas. Von seinem Widerstandskampf gegen das faschistische Regime Mussolinis und seine Deportation über Bozen in das Konzentrationslager Flossenbürg und das Außenlager Hersbruck in Bayern erzählt der 85-Jährige in seinem Buch. Am Sonntag wurde die Autobiographie in der Lippischen Landesbibliothek der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig wurde die Ausstellung der Kunstwerke Vittore Bocchettas von Ingrid Schäfer eröffnet.
Bereits am Donnerstag traf Bocchetta in Detmold ein. Freitagvormittag stand ein wichtiges Treffen mit der Arbeitsgemeinschaft des Gymnasiums Horn auf dem Programm. Denn die Schüler aus Horn sind zur Zeit eifrig mit einem Radioprojekt über den Besuch Bocchettas in Lippe beschäftigt. "Auch die Veranstaltung heute gehört als zentrales Element zu dem Schülerprojekt", erklärte Ingrid Schäfer, Initiatorin der Begegnung zwischen Schülern und dem Zeitzeugen.
Projekt läuft in der Schule
Der große Schülertag war jedoch der gestrige Montag. "In der Karla Raveh-Gesamtschule Lemgo wurde eine unter der Leitung des Theaterlabors Bielefeld einstudierte szenische Lesung aus dem Buch Bocchettas von Detmolder und Lemgoer Schülern präsentiert", verriet Schäfer.
Seit November 2001 besteht der enge Kontakt zwischen den Detmoldern und dem aus Verona stammenden Bocchetta. "Von Italien nach Auschwitz - Fossoli und Bozen: Stationen der Deportation 1944/45" hieß das damals durchgeführte Symposium. Als einziger Zeitzeuge war vor zwei Jahren Professor Vittore Bocchetta dabei und berichtete über seine Erlebnisse.
Ein Jahr später reiste eine Gruppe der Volkshochschule Lippe, von Arbeit und Leben Detmold und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Lippe nach Italien. Die auf dem Symposium gefundenen Spuren wurden verfolgt. Bocchetta führte durch Verona und zeigte die historisch bedeutenden Orte. Dabei erfuhren der Stadtarchivar Dr. Andreas Ruppert und Ingrid Schäfer von Bocchettas Autobiografie. Als außerdem das Wissen um die Übersetzung ins Deutsche durch den in Verona lebenden Dr. Burkhard Blattner dazu kam, war es klar: Gemeinsam mit Jörg Skriebeleit, dem Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg, machte sich Ruppert an das Werk und übernahm die Redaktion der Texte.
Am Sonntag konnte das norditalienische-bayerische-lippische Gemeinschaftsprojekt im voll besetzten Saal in der Lippischen Landesbibliothek vorgestellt werden. Das Buch beweist Bocchettas autorisches Talent.
Er lässt die Vergangenheit wieder lebendig werden. Doch auch seine Malereien und bildhauerischen Werke können sich sehen lassen. Auch davon konnte man sich bereits Sonntag in der Landesbibliothek überzeugen. Bis zum 27. November wird die Ausstellung zu sehen sein. Bei der großen Finissage am 27. November von 18 Uhr an werden die Schüler auch die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten vorstellen.
wb@westfalen-blatt.de
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