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Lippische Rundschau , 25.03.1997 :

Nach den Übergriffen von Detmold: Meinolf Michels (CDU) in der Rommel-Kaserne / Gegen Pauschalkritik an der Armee

Augustdorf/Kreis Lippe (sts). "Was in Detmold in der vergangenen Woche geschehen ist, muss in jeder Weise verurteilt werden. Doch das Fehlverhalten einzelner darf nicht auf die fast 3.800 anderen Soldaten übertragen werden, die am Standort Augustdorf in hervorragender Weise ihre Pflicht tun. Vor diese vielen Soldaten stelle ich mich." Das betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete Meinolf Michels gestern in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne. Der Politiker hatte zuvor mit Vertrauensleuten der Unteroffiziere und Offiziere der Panzerbrigade 21 über die Angriffe auf Ausländer am 17. März gesprochen.

"Ich wollte mir ein Bild davon machen, wie die Stimmung in der Truppe ist", erklärte Michels. Unter den vielen Angehörigen der Bundeswehr seien sicher immer wieder menschliche Schwächen zu finden. "Doch das darf sich nicht negativ auf die vielen jungen Männer auswirken, die ihren Dienst positiv verrichten." Michels kündigte an, dabei mithelfen zu wollen, dem Fehlverhalten der neun Soldaten, das in keinster Weise zu entschuldigen sei, auf die Spur zu kommen und die Ursachen aufzudecken. Insbesondere im Blick auf die drei Wehrdienstleistenden, die nicht in Untersuchungshaft genommen wurden, sprach sich Michels gegen eine Vorverurteilung aus. "Es ist Sache der Justiz, alle Hintergründe zu ermitteln. Wenn sich auch die Schuld dieser Soldaten beweisen lässt, müssen auch sie unehrenhaft aus der Armee entlassen werden."

Sowohl der Kommandeur der Panzerbrigade 21, Oberst Dieter Löchel, als auch der Standortälteste, Oberst Jörg Kohlhoff, und Generalmajor Gert Gudera, Befehlshaber im Wehrbereich III und Divisionskommandeur der 7. Panzerdivision, verteidigten das Auswahlverfahren für die Soldaten, die für Auslandseinsätze in Bosnien vorgesehen sind. Die auffällig gewordenen Soldaten seien erst wenige Wochen bei der Bundeswehr gewesen, das im Rahmen der politischen Bildung Vermittelte sei generell ausreichend. Bis Juni laufe der Strukturierungsprozess in der für den SFOR-Einsatz vorgesehenen Kompanie. Gudera: "Bis dahin hätten wir diese Soldaten sicher aussortiert." Tausende deutscher Soldaten seien bisher in Ex-Jugoslawien gewesen, nie sei etwas ähnliches passiert. "Das zeigt, dass unser Auswahlverfahren funktioniert." Politische Bildung sei sicherlich ein wichtiger Teil der Ausbildung, die Truppe müsse jedoch vor allem für ihren nicht ungefährlichen Einsatz in Ex-Jugoslawien "fit gemacht werden". - Heute wollen die SPD-Bundestagsabgeordneten Dieter Heistermann und Hermann Haack mit Soldaten aller Dienstgrade in Augustdorf über das "schändliche Verhalten der beteiligten Soldaten" in Detmold sprechen.


wb@westfalen-blatt.de

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