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Die Glocke , 07.08.2004 :

Siedlung Rote Erde / Seit fünf Jahrzehnten Heimstatt für Vertriebene aus Ostgebieten

Liesborn (rik). Genau 50 Jahre ist es her, dass in Liesborn mit der Siedlung Rote Erde eine neue Heimat für vertriebene Bauern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten entstand. Aus kleinsten Anfängen entstand eine weiträumige Anlage mit viel Grün und einer guten Gemeinschaft. Grund genug, um das Jubiläum an diesem Wochenende ausgiebig zu feiern. Über 12 Millionen Menschen waren nach dem Krieg aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und Ostbrandenburg vertrieben worden. Für sie neue Unterkünfte zu finden, war nicht einfach. Auch in Liesborn mussten die Neuankömmlinge zum Teil in schwierigsten und ärmlichsten Verhältnissen leben, ehe es einen Lichtblick gab: Der Gemeinderat hatte 1952 davon gehört, dass die Siedlungsgesellschaft Rote Erde aus Münster in Beckum eine ländliche Nebenerwerbssiedlung für vertriebene Bauern aus den Ostegebieten baute. Das sollte in Liesborn auch geschehen, und zwar auf den Ländereien des Herzogs von Kroy. Tatsächlich liefen die Verhandlungen zügig und bereits 1953 wurde mit der Planung, der Kanalisation und den Baustraßen begonnen. Der Herzog von Kroy hatte es zur Bedingung gemacht, dass neben den vertriebenen Bauern auch in der Landwirtschaft arbeitende Einheimische berücksichtigt werden sollten. Also entstanden 30 Häuser für ostdeutsche Bauern, zehn Häuser gingen an Liesborner. Die Grundstücke, auf denen die Häuser mit Stallungen und Schuppen gebaut wurden, waren alle über 1000 Quadratmeter groß und jeder Besitzer bekam noch ein Zusatzland von 0,5 bis 4 Morgen, damit er die Möglichkeit hatte, Kartoffeln und Gemüse für die Familie zu ernten und Getreide, Runkeln und Kartoffeln für Schweine und Kleinvieh anzubauen. Die Wasserversorgung wurde über mehrere miteinander verbundene Bohrlöcher und ein Pumphäuschen geregelt, bis die Sieldung an die allgemeine Wasserversorgung angeschlossen wurde. Auch eine eigene Kläranlage wurde gebaut. So ging es schnell voran, und im März 1955 konnten die ersten Siedler einziehen. Alle anderen folgten im Laufe des Jahres. Zur Erinnerung an die alte Heimat hießen die Straßen Königsberger-, Breslauer-, Brandenburger- und Stettiner Straße.

07./08.08.2004
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