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Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 03.08.2004 :

Ein Opfer lebte im Kreis Höxter / Bande junger Russlanddeutscher tötet sieben Menschen in Herne, Düren und Rotterdam

Kreis Höxter/Herford/Herne/Bochum. Die Identität der beiden Leichen, die am Donnerstag in einem Erdloch auf einem Zechengelände in Herne gefunden wurden und Opfer eines Drogenkrieges wurden (wir berichteten), "ist so gut wie geklärt", so ein Ermittler des Kommissariates für Organisierte Kriminalität in Bochum gestern auf Anfrage der NW. Danach lebte das ältere der beiden Opfer, Gia Z. (33), im Kreis Höxter.

Der aus Georgien stammende Mann ist für die Polizei kein Unbekannter und war in der Vergangenheit wegen Kleinkriminalität mehrmals aufgefallen. Das zweite Opfer, Mamedi R. (21), war ein Freund des 33-Jährigen. Beide waren aus Georgien in die Bundesrepublik gekommen, hatten hier Asylanträge gestellt. Im Zeitraum 1999/2000 wechselte R. allerdings seinen Wohnort, er zog ins Ruhrgebiet.

Die beiden wurden Opfer einer sechsköpfigen Bande junger Russlanddeutscher, deren Mitglieder für sieben Morde verantwortlich sind. Die Mitglieder waren im Februar dieses Jahres verhaftet worden.

Die Mitglieder stammen zumeist aus Herne, Herford sowie aus dem Rheinland.

Als Haupttäter haben die Ermittler den erst 20-jährigen Eugen N. im Visier, der bereits vor seiner Verhaftung wegen Mordverdachts und bewaffneter Raubüberfälle von der Polizei gesucht wurde. Der 20-Jährige, so die mittlerweile von der Staatsanwaltschaft Bochum im Fall der ersten fünf Morde erhobene Anklage, solle an allen Taten beteiligt gewesen sein.

Die Gruppe hatte in Herne einen Düsseldorfer Immobilienmakler getötet und kurz darauf in Rotterdam drei niederländische Drogendealer mit Kopfschüssen ermordet. Weil sowohl dem Immobilienmakler, als auch den niederländischen Dealern die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken fixiert waren und die gefundenen Kaliber übereinstimmten, stand für die Ermittler in Holland und Deutschland schnell fest, dass es Parallelen zwischen dem Herner und den Rotterdamer Taten gibt. Kurz darauf ermordeten Mitglieder der Bande einen ihrer Komplizen, Roman L. (29), in Düren.

Es ging um die Auftteilung des Drogenmarktes. An dieser Tat war auch der Herforder Artjom B. beteiligt, der später bei einer Routinekontrolle der Drogenszene in Bielefeld festgenommen wurde. Er hat die Dürener Tat gestanden. L., so der Herforder in den Vernehmungen, habe seinerseits einen Auftragsmörder auf ihn angesetzt, um die Drogengeschäfte zukünftig allein abzuwickeln. Er habe deshalb handeln müssen.

Streit um Drogen – besonders Heroin – vermuten die Ermittler auch im Fall des aus dem Kreis Höxter stammenden Gia Z. Die Tat wurde nur deshalb aufgeklärt, weil einer der Komplizen von Eugen N. in der Untersuchungshaft auspackte.

Er selbst, sagte der Zeuge den Polizeibeamten, habe das Erdloch am Rande einer Schlackenhalde in Herne für den Mann aus dem Kreis Höxter und dessen Freund ausgehoben. Noch steht nicht fest, ob die beiden Opfer auch an dem Erdloch erschossen wurden. Oder, ob sie an einem anderen Ort getötet wurden. Das Loch, in dem die Leichen verscharrt wurden, liegt nur 300 Meter von der Stelle entfernt, an der im November die Leiche des Düsseldorfer Immobilienmaklers gefunden wurde.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

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