Dewezet ,
11.10.2003 :
Viele Israelis halten die Stadt Hameln nur für eine Legende / Journalist besuchte die jüdische Gemeinde / Ziel ist Bau einer eigenen Synagoge
Hameln (ag). "Eine jüdische Gemeinde in Hameln?" - für Noach Klieger aus Tel Aviv war dieses vor Beginn seiner einwöchigen Deutschlandreise etwas völlig Unbekanntes. Daher nutzte der israelische Journalist, der einer Einladung der Bundesregierung gefolgt war, nun die Gelegenheit, die Jüdische Gemeinde in Hameln kennen zu lernen.
"Wir wollen das lebendige, moderne, liberale jüdische Leben in Hameln wieder etablieren", erklärte Rachel Dohme, Vorsitzende des Vereins "Jüdische Gemeinde Hameln" das Ziel der Hamelner. Im Beisein zahlreicher Mitglieder stellte sie dem Gast auch die Geschichte der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Hameln 1997 vor.
Bereits seit dem Mittelalter bis zum Dritten Reich habe es in Hameln eine jüdische Gemeinde gegeben. Eines der Hauptanliegen der Gemeinde heute ist es, wieder eine Synagoge zu bauen, wie auch Christa Bruns vom Arbeitskreis "Eine Synagoge für Hameln" betonte. Doch vor allem aus finanzieller Sicht sei dieses Vorhaben schwierig umzusetzen. Dohmes Hoffnung ist es, dass in drei Jahren die Synagoge errichtet werden kann. "Die Menschen hier wollen ihr Judentum bewusst erleben", schilderte sie. So würden in der 200 Mitglieder zählenden Gemeinde Gottesdienste abgehalten und Feste und Feiertage begangen.
Von der Existenz der Hamelner Gemeinde hatte Klieger erst durch das vom Goethe-Institut "Inter Nationes" zusammengestellte Reiseprogramm erfahren. Sein eigentlicher Wunsch, nach Hameln zu kommen, lag in der Rattenfängersage begründet. "In Israel ist der Rattenfänger zwar ein Begriff, doch halten die Menschen diese Figur und vor allem auch die Stadt Hameln für eine Legende", erklärte Klieger. In seinem Reisebericht will er nun über die tatsächliche Existenz der Stadt und deren Sage aufklären. Weitere Stationen seiner Deutschlandreise sind neben Berlin, Köln und Frankfurt auch Worms und Trier, über die er ebenfalls Berichte schreiben will.
Vivien Moeksis ist im Niedersächsischen Innenministerium für die Jüdischen Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion zuständig. Die Regierungsamtsrätin versucht derzeit, durch Besuche verschiedener jüdischer Gemeinden das Umfeld und die Probleme der Gemeinden kennen zu lernen, um darauf in ihrer Arbeit aufbauen zu können. "Ich möchte herausfinden, ob sich die Menschen hier wohlfühlen, was für sie getan wird und vor allem, wie die personelle und räumliche Situation in den Gemeinden sich darstellt", schilderte Frau Moeksis bei ihrem Besuch in Hameln.
11./12.10.2003
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