Mindener Tageblatt ,
30.07.2004 :
Protest mit "Polizeigreis" und "Dauerpolizisten" / Demonstration am Kreishaus gegen Stellenabbau und Einstellungsstopp bei Ordnungshütern
Von Monika Jäger
Minden (mt). Die Uniform weist den Mann im Rollstuhl eindeutig als Polizisten aus. Doch über dem gestärkten gelbgrünen Hemd wallt ein zottiger weißer Bart, das Gesicht ist runzlig und steinalt.
Der Kollege dieses Ordnungshüters steht unbewegt daneben. Er ist zwar eher klein geraten, ihn werden jedoch weder Wind und Wetter noch Beschimpfungen und Wurfgeschosse aus der Ruhe bringen.
Plastik-Puppe und Greisenmaske: Mit solch symbolhaften Elementen zeigten gestern früh die heimischen Polizisten, wie sie ihre berufliche Zukunft sehen, wenn Landesvorgaben weiter umgesetzt werden.
Die Gewerkschaft der Polizei hatte zum Protest aufgerufen - denn gestern kam eine Abordnung des Innenministeriums nach Minden. Dieser konnte dann gleich die von vielen unterschriebene Resolution übergeben werden.
Darin sind die Sorgen der Polizisten zusammengetragen.
Personalschwund gefährdet Sicherheit: Bis 2007 werden im Mühlenkreis 30 Polizisten in Pension gehen. Seit 2000 gibt es in den heimischen Dienststellen 20 Beamtinnen und Beamte weniger. Dieser Schwund kann durch Nachrücker nicht aufgefangen werden, fürchten die Gewerkschafter. GdP-Vorsitzender Claus Kynast: "Die Grenze der Belastbarkeit ist überschritten."
Überalterung wird ein weiteres Problem - jedenfalls im Regierungsbezirk Detmold. Nach einer aktuellen Studie wird das Personal dann um ein Drittel reduziert sein und mehr als 50 Prozent der Beamten im Wach- und Wechseldienst werden älter als 50 Jahre sein. Schon jetzt sind 52,5 Prozent zwischen 40 und 50 Jahre alt. Kynast: "Die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen bei ihren Einsätzen steht auf dem Spiel."
Weniger Dienstleistung für die Bürger: "Sollten die nächsten 30 Pensionierungen bis 2007 nicht durch Nachersatz aufgefangen werden, müssten vermutlich Arbeitsbereiche und Dienststellen zusammengefasst und unsere Dienstleistungen für alle Bürger stark eingeschränkt werden", so Kynast.
Sein Fazit: "Hier ist Vorbeugung nötig, und zwar sofort. Wir Polizisten sind Teil unserer Gesellschaft und fragen uns, wie viel Geld die Politik für innere Sicherheit auszugeben bereit ist. Innere Sicherheit hat eben ihren Preis."
Ansonsten gebe es künftig eben den Polizeigreis und den Dauerpolizisten aus Plastik.
mt@mt-online.de
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