Lippische Landes-Zeitung ,
24.07.2004 :
Zum Wochenende / Kommunikation
Von Michael Dahl
Wie wichtig Kommunikation ist, wurde in dieser Woche in Augustdorf deutlich. Da standen aufgebrachte Bürger mit Verantwortlichen der britischen Rheinarmee zusammen - und fanden keine befriedigende Gesprächsbasis. Die Augustdorfer sahen ihr Problem, eklatante Lärmbelästigungen durch das Ausprobieren neuer Munition, nicht in dem notwendigen Maße berücksichtigt; die Soldaten fühlten sich vorgeführt, weil sie, zum Teil des Deutschen nicht mächtig, eigentlich nur eine Protestnote meinten entgegennehmen zu sollen. Ergebnis: verständliche Unzufriedenheit auf beiden Seiten.
Dabei wären trotz aller Mentalitätsunterschiede Kompromisse denkbar. Dafür müssten die Briten allerdings einverstanden sein, nicht alles tun zu wollen, was ihnen das geltende Truppenstatut zubilligt. Wer nachts ganz Augustdorf und halb Detmold beschallt, ohne dass er die Notwendigkeit den betroffenen Bürgern klar gemacht hat, darf sich nicht wundern, dass er Proteste erntet - selbst wenn das völkerrechtlich alles in Ordnung sein sollte. In einer demokratischen Gesellschaft erwartet der Bürger in solchen Fällen auch von Militärs, dass sie ihm erklären, warum sie wann was tun und welche Alternativen es dazu gibt - bis hin zu der Möglichkeit, über zeitliche oder örtliche Verschiebungen eine für alle tragbare Lösung zu finden. Schreiben an die Verwaltungen reichen da nicht. Womit wir wieder beim Thema Kommunikation sind.
Im Übrigen hat dies nichts mit Vorbehalten gegen Briten zu tun. Auch Deutschen wäre ein solches Tun nicht durchgelassen worden. Die Augustdorfer leben seit ewigen Zeiten mit und von dem Militär. Aber irgend wann sind auch für sie Grenzen erreicht.
24./25.07.2004
detmold@lz-online.de
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