Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische ,
16.01.2002 :
Randale bei Demo gegen Rechts / Polizei kesselt zur Gefahrenabwehr 20 Demonstranten ein
Von Thomas Kopsieker
Bielefeld. Blutige Schlägereien zwischen links- und rechtsextremen Jugendlichen. Ein großes Polizeiaufgebot, das versuchte, die Gegner zu trennen. Was sich gestern Abend in der Innenstadt abspielte, wirkte fast wie eine Übung für die bevorstehende Wehrmachtsausstellung. Doch es war kein Manöver. Die Randale war echt.
Gegen 19 Uhr versammelten sich etwa 150 dem linken Spektrum zuzuordnende Demonstranten vor der Gaststätte "Postmeister" am Kesselbrink Verschiedene Gruppen hatten zu einem "antifaschistischen Biertrinken" in dem Lokal aufgerufen, in dem sich, auch nach Erkenntnissen der Polizei, gelegentlich Rechtsradikale treffen.
Da die Wirtin des Postmeisters auf Anraten der Polizei ihr Lokal geschlossen hatte, verlagerte sich die Demonstration in die Altstadt. Am Gehrenberg passierte genau das, was die Einsatzleitung befürchtet hatte: Die Demonstranten stießen auf eine Gruppe junger Männer, die ihrem Outfit nach der rechten Szene angehörten. Sofort kam es zu einer heftigen Schlägerei, bei der einer der "Rechten" von einer Frau einen Schlag mit einer Flasche auf den Kopf erhielt, so dass er ins Krankenhaus musste. Die Polizei nahm sofort mehrere Demonstranten vorläufig lest. Dabei kam es auch zu Rangeleien mit den Ordnungshütern.
Vorrangiges Ziel der Polizeiführung war es nun, die beiden gegnerischen Gruppen zu trennen. Gegen die Rechten wurden Platzverweise erteilt. Als die Demonstranten dann immer wieder versuchten, ihre zahlenmäßig weit unterlegenen Gegner anzugreifen, entschloss sich der Einsatzleiter zu einer drastischen Maßnahme.
Eine als potentiell gewaltbereit eingestufte Gruppe von etwa 20 jungen Leuten wurde an der Ecke Renteistraße/Rathausstraße eingekesselt und anschließend in Gewahrsam genommen. Zum Abtransport der mit Plastikbändern gefesselten jungen Männer und Frauen wurde ein Sonderbus der Stadtwerke eingesetzt.
Gegen fünf Demonstranten wurde Strafanzeige, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch und eines Verstoßes gegen das Waffengesetz erstattet.
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