Die Glocke ,
21.10.2003 :
Flüchtlingsberatung hat Erfolg / Rechtsdezernent bemerkt "deutlich mehr Frieden"
Rheda-Wiedenbrück (gl). Flüchtlingsberaterin Marita Sieben hat in der jüngsten Sitzung des Rheda-Wiedenbrücker Ausschuss für Soziales, Familie, Jugend und Sport ihren Jahresbericht vorgelegt. Die Flüchtlingsberatung der Diakonie versteht sich laut Sieben als Lobby für das Anliegen jener Menschen, die aus verschiedensten Gründen ihrer Heimat den Rücken kehren mussten - und oftmals nicht in Deutschland bleiben dürfen: " ... und wenn schon ein Nichtflüchtling das komplizierte Asylverfahren nicht durchschaut, wie soll das erst ein Mensch können, der kaum ein Wort der deutschen Sprache versteht?" Es wird nach Aussage der Flüchtlingsberaterin allerdings viel unternommen, um die Menschen in ihrer schwierigen Situation zu unterstützen: Hausbesuche in den Unterkünften, Begleitung bei Behördengängen, Beratung bei psychosozialen Fragen, Vermittlung von Bildungsmaßnahmen (zum Beispiel Sprachkurse), das Neujahrsfest, zu dem 200 Besucher kamen, der Frauentreff, der von den Flüchtlingen selbst eingerichtete Jugendraum und die Spielstube im Übergangsheim am Holzbach sind dafür Beispiele. 1027 bisweilen sehr zeitaufwendige Beratungsgespräche hat Sieben im Jahreslauf geführt; mehr als im Jahr zuvor, obwohl die Einreisezahlen Asylsuchender gesunken sind. Das, so Sieben, liege offensichtlich am gestiegenen Bekanntheitsgrad der Beratungsstelle. Inzwischen leben 200 Menschen mit Flüchtlings- oder Asylbewerberstatus in Rheda-Wiedenbrück; Männer, Frauen und Kinder aus Georgien oder Afghanistan, aus dem Irak, aus Afrika und vielen anderen Ländern. Am Sinn und Zweck der Flüchtlingsberatung mochte im Ausschuss niemand Zweifel aufkommen lassen. Der zuständige Rechtsdezernent der Stadtverwaltung Rheda-Wiedenbrück, Eberhard Greufe, verzeichnet im Umgang mit den Asylbewerbern "deutlich mehr Frieden und eine erhebliche Entlastung, wenn man sich den Menschen zuwendet". Geholfen wird den Flüchtlingen auch bei der Arbeitssuche, was laut Sieben "selbst für Deutsche ein schwieriges Unterfangen ist". Asylbewerber dürfen im ersten Jahr ihres Aufenthaltes gar nicht arbeiten, im zweiten Jahr erst dann, wenn der Job nicht an einen Deutschen oder EU-Bürger zu vermitteln ist. Immerhin konnten nach Darstellung Siebens mehrere Flüchtlinge in Lohn und Brot vermittelt werden. Das wiederum entlastet die Stadtkasse, aus der nicht nur die Sozialhilfe gezahlt, sondern auch die Arbeit der Flüchtlingsberatung finanziert wird.
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