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Mindener Tageblatt , 30.03.2010 :

Weitere Stolpersteine gegen das Vergessen / Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbewohner / Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge wieder als Initiator

Von Ulrich Westermann

Petershagen (Wes). In der Petershäger Innenstadt wurden auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft "Alte Synagoge Petershagen" zehn weitere Stolpersteine verlegt, vier an der Mindener Straße, sechs an der Hauptstraße.

Bereits im Juni vergangenen Jahres haben die ersten elf Stolpersteine ihren Platz in der Petershäger Altstadt erhalten. Es handelt es sich um zehn Zentimeter große Betonsteine. Auf deren Messingplatten wird an frühere jüdische Einwohner erinnert, die von den Nationalsozialisten deportiert und in Konzentrationslagern ermordet worden sind.

Zur Steinverlegung und dem verbundenen Gedenkgang hatten sich über 60 Personen versammelt. Arbeitsgemeinschaftsvorsitzender Eckhard Hagemeier freute sich über das Interesse und wies darauf hin, dass der Künstler Gunter Demnig aus Köln nicht an der Aktion teilnehmen könne.

Die fachgerechte Verlegung werde Heinrich Kolkmann aus Petershagen vornehmen. "Jeder Stolperstein bedeutet Erinnerung und Mahnung. Er erinnert an eine Zeit der Unmenschlichkeit und mahnt die Mitmenschlichkeit an", bekräftigte Hagemeier.

Eckhard Hagemeier zitierte Elie Wiesel, der Auschwitz und Buchenwald überlebte und unter den Auswirkungen der Reduktion auf eine KZ-Nummer litt: "Ich hatte sogar meinen eigenen Namen vergessen. Ich war eine Nummer. Von Zeit zu Zeit kam jemand aus meiner Stadt zu mir, um mich an meinen Namen zu erinnern. Und das genügte mir, um glauben zu können, dass der Mensch zum Guten fähig ist."

Dank richtete Hagemeier an den Arbeitskreis "Stolpersteine", dem Thomas Klaas, Cordula Hagemeier, Cord Rüter, Daniela Giannone, Gaby Damke, Jochen Buchholz und Wolfgang Battermann angehören. Bürgermeister Dieter Blume wies darauf hin, dass der Rat der Stadt Petershagen am 18. Dezember 2008 einstimmig das Verlegen von Stolpersteinen begrüßt habe.

Trauer und Hoffnung seien dicht beieinander. Trauer, weil es abscheulich sei, dass Menschen wegen ihrer Herkunft gequält und umgebracht worden sind. Hoffnung, weil die Stolpersteine ihren Beitrag dazu leisteten, dem Vergessen und Verdrängen Einhalt zu gebieten sowie den Opfern und Familien Respekt zu zollen.

Die Aktion begann auf dem Gehweg an der Einmündung Mindener Straße / Kampstraße und wurde gegenüber und im Bereich Mindener Straße / Goebenstraße fortgesetzt. Diese Steine erinnern an Julius Berghausen, Sophie Berghausen, Mathilde Goldberg und Fritz Oppenheim. Weiße Rosen an den Stolpersteinen legten Schüler des Petershäger Gymnasiums nieder.

Danach ging es zum Verkehrskreisel. Dort wurden an der Hauptstraße sechs Erinnerungssteine für Jenni Peters, Meta Poli sowie Martin, Anna, Artur und Wolfgang Frankenberg verlegt. Biografische Texte über die jüdischen Einwohner trugen Mitglieder der Arbeitsgruppe vor.

Bildunterschrift: Zur Erinnerung an die deportierten jüdischen Einwohner sind an der Hauptstraße und Mindener Straße in Petershagen zehn Stolpersteine verlegt worden.

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