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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 27.09.2003 :

Neonazi bezog im "Postmeister" Prügel / Täter in zweiter Instanz vom Landgericht zu siebenmonatiger Bewährungsstrafe verurteilt

Bielefeld (joh). Schwere Prügel bezog der stadtbekannte Bielefelder Neonazi Bernd Stehmann (37) am 1. Juli vergangenen Jahres - und das ausgerechnet im damaligen Treff der rechtsradikalen Szene, der mittlerweile geschlossenen Gaststätte "Postmeister" am Kesselbrink.

Bei dem Schläger handelt es sich um den 25-jährigen aus K. gebürtigen Bielefelder W. T. (Name geändert). "Grundlos", so die Anklage, versetzte er Bernd Stehmann mehrere Fausthiebe ins Gesicht. Der setzte sich zur Wehr, es entstand ein Handgemenge, das sich nach draußen verlagerte.

Vor dem Lokal griffen weitere Personen, die später nicht ermittelt werden konnten, in das Geschehen ein. Auch sie schlugen und traten auf Stehmann ein, der dadurch eine Kopfplatzwunde, Blutergüsse am ganzen Körper und einen Bruch des rechten Sprunggelenks erlitt. Das Opfer wurde bis zum 9. Juli stationär im Krankenhaus behandelt, war anschließend noch zwei Monate krank geschrieben und verlor dadurch nach eigenen Angaben seine Arbeitsstelle.

In erster Instanz verurteilte das Amtsgericht W. T. am 11. April wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr Freiheitsstrafe mit Bewährung. Aus welchem Anlass der Angeklagte den Neonazi damals attackiert hatte, ließ sich nicht mehr klären. T. wusste es selbst nicht so genau. Er behauptete, an jenem Tag mit Arbeitskollegen ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft im Fernsehen verfolgt und dabei erhebliche Mengen Alkohol getrunken zu haben. Möglicherweise glaubte er, von Stehmann als "Russe" beschimpft worden zu sein.

Weil dem Angeklagten die Strafe zu hoch erschien, legte er gegen das Urteil Berufung ein. In zweiter Instanz reduzierte die XIV. Strafkammer des Landgerichts die Haftstrafe jetzt auf sieben Monate. Von Bewährungsauflagen sah das Gericht ab, weil W. T. bereits 3.500 Euro Entschädigung an Stehmann gezahlt hat.

27./28.09.2003
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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