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AK Internationalismus , 24.03.1995 :

In die Herzen ein Feuer / Widerstand in den USA

Veranstaltungs-Rundreise durch die BRD mit:

New African People's Organization (NAPO)
Movimiento Liberacion National-Puerto Rico (MLN-PR)
Movimiento Liberacion National-Mexiko (MLN-M)
American Indian Movement (AIM)

Diskussionsveranstaltung mit Vertretern von amerikanischen Befreiungsorganisationen:

am: 18.04.1995
im Umweltzentrum/Bielefeld, 20.00 Uhr, August-Bebel-Straße 16, mit MLN-PR und MLN-M

am: 19.04.1995
im Jugendzentrum Niedermühlenkamp/Bielefeld, 20.00 Uhr, Niedermühlenkamp 43, mit NAPO und AIM

Filmveranstaltungen zu der Thematik:

am: 05.04.1995
im ArbeiterInnenjugendzentrum (AJZ), Kneipe, 20.00 Uhr:
"Die Waffen sind tödlicher geworden"
Das Video schildert den Widerstand von Natives gegen einen geplanten Golfplatz auf heiligem indianischen Boden im Juli 1990. Ereignisse vor Ort und Proteste vor der UNO in Genf.

am 12.04.1995
im AJZ, 20.00 Uhr:
"Have you seen la nueva mujer?"
Interviews mit vier Frauen aus dem puertoricanischen Widerstand im US-Knast, 1986.

Widerstand in den USA

Im März und April findet eine Rundreise von vier Befreiungsorganisationen aus den USA statt. Es werden je ein Vertreter der MLN (nationale Befreiungsbewegung)/Puerto Rico, der MLN-Mexiko, der New African Peoples Organisation (NAPO) und des American Indian Movement (ALM) kommen.

Allen diesen Organisationen ist gemeinsam, dass sie die USA als einen imperialistischen Siedlerstaat begreifen, in dessen Grenzen es innere Kolonien unterdrückter Völker gibt; neben anderen die Puertoricenos, die Chicanos, die Native Americans und die Schwarzen. Als in der weißen US-Ideologie nicht als gleichwertig Anerkannte kämpfen sie um ihre Menschenrechte und setzen gegen die weiße US-(europäische) Kultur ihre eigene Kultur. Alle Organisationen sind stark engagiert in Community-Arbeit, d.h. sie bauen Stadtteilzentren auf, machen Bildungs-, Kultur- und Gesundheitsarbeit. Von allen Organisationen gibt es politische Gefangene, die intensiv unterstützt werden.

Die Erwartung an die Rundreise ist, dass wir mehr über ihre Lebensbedingungen erfahren, welche Ziele ihr Kampf umfasst. Und andererseits hoffen wir, dass sie einiges von der BRD-( Europa) Realität mitkriegen und auch ihre Kritik an der Sichtweise der europäischen Linken konkretisieren.

Als thematische Schwerpunkte für die Diskussionsveranstaltungen haben wir folgende Punkte vorgesehen: Nationalismus und nationale Befreiungsbewegungen / kulturelle Identität / Kritik an europäischen Befreiungsideologien /Geschlechterverhältnisse.

Ein wichtiger Punkt in der Diskussion mit den Vertretern der Organisationen wird sicherlich die Frage des Nationalismus/nationaler Befreiungskampf sein. Für die westdeutsche Linke ist Nationalismus ein Synonym für agressives, imperialistisches Auftreten nach Außen, und ein reaktionäres bis faschistisches Vorgehen des Staates und ebensolches gesellschaftliches Klima im Inneren. Mit rassistischer Gewalt sind die GenossInnen in den USA ständig konfrontiert, ebenso mit dem Ausbau der "inneren Sicherheit" (neues Antikriminalisierungsgesetz).

Im Trikont sind nationale Befreiungskämpfe mit der wichtigste Moment gesellschaftlicher Veränderung und des Widerstandes gegen den Kolonialismus. Auch Teile der westdeutschen Linken haben sich bis vor einiger Zeit stark an ihnen orientiert.

Die Organisationen aus den USA begreifen sich als in dieser Tradition stehend. Von verschiedenen Seiten gibt es Kritik an dem Konzept des Befreiungsnationalismus. Zum Einen ist das Ineinandergreifen des Konzepts der Nation mit Kapitalismus und Patriarchat offensichtlich. Siegreiche Bewegungen mit gewonnener Staatsmacht sind heftig, vor allem von Frauen, kritisiert worden, deren Erfolge während der Dynamik der Kämpfe nach der Machtübernahme grundsätzlich zurükgedrängt wurden. In diesem Zusammenhang interessiert uns die Diskussion innerhalb der Organisationen hinsichtlich der Geschlechterbeziehungen und die Auseinandersetzung mit Patriarchat.

Zum Anderen ist es eine Frage, ob das Streben nach nationaler Befreiung und der
Gründung eines eigenen Staates in der heutigen weltwirtschaftlichen Situation (IWF, Weltbank, Multinationale Konzerne) nicht eine verkürzte Sichtweise darstellt. Für z.B. die MLN-PR ist der Bezug auf die Nation, die im Kampf gegen die Kolonisatoren geboren wird, ein wichtiger Punkt zur Überwindung des kolonisierten Bewusstseins. Durch den Bezug auf die eigene Kultur kann die Selbstachtung erreicht werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Auseinandersetzung ist die Kritik, - vor allem von den Native Americans, an europäischen Konzepten von Befreiung und Sozialismus. Diese Kritik zielt vor allem auf die europäische Tradition des Materialismus und den in Europa vorherrschenden Fortschrittsglauben, der ihnen zufolge die Beziehung des Menschen zur Umwelt zerstört

Da die Organisationen hier nicht sehr bekannt sind, wollen wir mit 2 Filmveranstaltungen vor den Veranstaltungen auf die Thematik eingehen.

Zu der Rundreise ist ein Reader erschienen, der über den Infoläden zu beziehen ist.

Hoch die internationale Solidarität!


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