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Lippische Landes-Zeitung , 01.02.1986 :

Die Völkerbeglücker

Wer soll den Leserbrief des Herrn Ulrich Bröker, Detmold, vom 08.01. in der LZ noch bejahren? Von ohnmächtiger Wut diktiert ist seine Denkweise, wie er selbst zugibt. Wutanfälle sind schlechte Ratgeber! In einem hektischen Zustand können die vielfältigen Probleme unserer zerütteten Zeit nicht gerecht beurteilt werden. Da hilft auch kein Lexikon, offensichtliche Bildungslücken zu schließen. Das Ausländerproblem zum Beispiel handelt nicht von Schiffbrüchigen, die an der türkischen Küste oder an anderen Gestaden gerettet werden sollen. Wir sehen die Wirklichkeit sehr deutlich, wenn wir uns vor Augen halten, dass die Türkei zur Zeit drauf und dran ist, 40 Kampfflugzeuge im Werte von vier Milliarden Mark zu kaufen. Wäre es nicht sinvoller, den hierzu nötigen Milliardenkredit zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft einzusetzen? Das wäre ein gangbarer Weg zur Überwindung der Arbeitslosigkeit in Europa! Was Herr Bröker nicht zu begreifen scheint oder aus lauter Sturheit nicht begreifen will: Es dreht sich nicht um die Durchsetzung eines Unrechts, das verstiegene Nationalisten sich ausgedacht haben. Der nationale Deutsche ringt um den gesunden arterhaltenden Verstand, dessen Versagen auch die Ausländer in ein unentrinnbares Chaos stürzt. Noch kann Deutschland und damit auch Europa gerettet werden. Seine überwiegende Mehrheit ist noch nicht von der unheilbaren Bewusstseinsspaltung befallen. Das Schicksal meint es gut, wenn es uns unerbittlich in die Zange nimmt. Mit steigender Not hat unser Volk noch immer zu den Wurzeln seiner Existenz zurückgefunden.

Daher wäre es Pflicht des Gesetzgebers, jungen unerfahrenen Menschen einzuhämmern, dass jede Geldmenge erst mühsam erarbeitet werden muss, ehe wir sie für uns oder für andere bereitstellen können. Das Land Utopia gibt es nirgends auf dieser Erde; es sei denn, dass Traumtänzer sich vorstellen, die Bundesrepublik habe den ewig spendenden Dukatenesel erfunden. Die Regierung müsste also mit den einkassierten Steuermilliarden weise umgehen, was seit langem nicht mehr der Fall ist. Jahre der Überkonjunktur haben zu einem Anspruchsdenken geführt, dessen kostentreibende Folgen eine Gesundung unserer Volkswirtschaft unmöglich macht. Die Ausländer sind nicht schuld an diesem verhängnisvollen Zustand. Unser Volk ist höchst undemokratisch überrollt worden. Allein schuldig sind jene im Hintergrund wirkenden Völkerbeglücker, die rücksichtslos, einer Wahnidee zuliebe, die von der allweisen Natur gezogenen Grenzen niederrissen.

Eine schrittweise Rückführung von Millionen Fremden in ihre Heimatländer wäre der Auftakt zu einer Wiedergesundung Europas. Ein Europa der Vaterländer ist eine begreifbare, wesenhafte Realität. Lässt sich unser Volker aber das nationale Rückgrat brechen, dann wird es gandenlos untergepflügt, was für den einzelnen den Verlust der Freiheit bedeutet. Eine systematisch gesteuerte Unterwanderung, gepaart mit der Seelenpest Abtreibung, führt zu unserem Volkstod.

Gerhard Schulz
Händelstraße 17
Lemgo

01./02.02.1986
Detmold@lz-online.de

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