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Mindener Tageblatt , 29.06.2004 :

Ehrenmal für Soldaten historisches Kleinod / Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke: Namen der aus dem Krieg Zurückgekehrten auch aufgeführt / Sanierungsbedarf

Von Gisela Burmester

Hille (mt). Auf ein geschichtliches Kleinod ist Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke in Hille gestoßen.

Das Ehrenmal Ecke von Oeynhausen-Straße/Mühlenstraße hat seine Aufmerksamkeit erregt. "Es ist ein Denkmal mit hoher Symbolik und verknüpft die örtliche mit der nationalen Geschichte", sagt der Kreisheimatpfleger, der es sich für die nächsten Jahren zur Aufgabe gemacht hat, die Ehrenmäler im Kreis Minden-Lübbecke aufzulisten, zu kartographieren, zu beschreiben, ihre Inschriften zu deuten und sie auch im Foto festzuhalten.

Für das Dorf Hille sei das Bauwerk ein bedeutsames Denkmal, das weit in die örtliche Geschichte zurück reiche.

Gekrönt wird das viereckige Ehrenmal, das auf einem gestalterisch zur Zeit vernachlässigten Grundstück der Gemeinde Hille steht, von einem auf einer Stele thronenden Adler mit Krone, dem preußischen Machtsymbol. Darunter befinden sich vier Büsten. "Eine zeigt den Feldherrn Graf Moltke", berichtet Dr. Franke, der die Identität der anderen drei Männer noch recherchieren will.

Doch am interessantesten sind zwei der Inschriften auf den vier Steinplatten. Da sind zum einen die Jahreszahlen. Sie verweisen auf Kriege im 18. Jahrhundert. "Das ist meines Wissens auf keinem anderen Ehrenmal im Kreisgebiet der Fall." Laut Dr. Franke handelt es sich um den Dänischen Krieg 1864, den deutschen Krieg 1866 und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. "Es zeigt, dass Hiller Soldaten für die Idee eines ersten deutschen Staates mitgekämpft haben."

Doch es blieben auch einige im Felde. Und so lautet eine weitere Inschrift: "Es starben den Heldentod für König und Vaterland" - insgesamt fünf Namen sind aufgeführt: Halstenberg, zweimal Peper, die vom selben Hof stammen, Schütte und Wessel.

Bei der zweiten Besonderheit handelt es sich um die Namen jener Soldaten aus Hille, die aus den Kriegen zurück kehrten. Es waren 75. "Dass die Gefallenen aufgeführt werden, ist normal. Dass aber die Rückkehrer genannt werden, ist schon außergewöhnlich."

Aufgestellt wurde das Ehrenmal vom Kriegerverein Hille (heute Kyffhäuser-Kameradschaft). Am 2. Januar 1910 wird in der Generalversammlung erstmals über den Bau eines Denkmals nachgedacht. Es wird eine Planungskommission gebildet. Am 1. April 1911 bewilligt der Kriegerverein 2500 Mark für das Ehrenmal, es werden Listen ausgelegt für Spendenzeichnungen.

Auch die Platzfrage ist schnell gelöst: Der damalige Inhaber der Brennerei Meyer, Christian Meyer, stellt eine Fläche zur Verfügung.

"Der ursprüngliche Standort ist auf dem Grundstück der Sparkasse an der Mindener Straße", erklärt Klaus-Hermann Pörtner, Bürgermeisterkandidat der SPD mit einem Faible für Heimatgeschichte und Denkmalschutz.

Am 18. August 1912 wird das Ehrenmal mit einem Festakt eingeweiht. 2223 Mark hat es gekostet.

Der Kriegerverein Hille beschließt am 23. Oktober 1920 die Errichtung eines zweiten Denkmals zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs. "Dort, wo jetzt der Lidl-Neubau steht, wurde es aufgestellt", weiß Klaus-Hermann Pörtner.

Auch für dieses Bauwerk wurde in Hille Geld gesammelt. Die Namen von 131 Gefallenen sind, ist in einer Jubiläumsschrift der Hiller Kyffhäuser-Kameradschaft zu lesen, darauf verzeichnet.

Beide Denkmale mussten dem Ausbau der Mindener Straße weichen: Das eine fand seinen Platz an der von Oeynhausen-Straße, das andere wurde abgebrochen, die Namensplatten an der Friedhofskapelle Hille angebracht.

Der jetzige Standort des älteren Ehrenmals hat eine Vorgeschichte. "Hier stand früher eine katholische Barackenkirche", weist Klaus-Hermann Pörtner auf die noch sichtbaren Fundamente hin.

Sowohl für Ehrenmal als auch Grundstück sehen der Kreisheimatpfleger und Klaus-Hermann Pörtner Handlungsbedarf. "Als erstes muss das Bauwerk ausgebessert werden", zeigen sie auf die der Witterung ausgesetzten Steinplatten und das nur noch in Spuren sichtbare Gold der Buchstaben und Zahlen.

Außerdem sei es das außergewöhnliche Ehrenmal wert, dass sein Umfeld ansprechend gestaltet werde. "Rasen, Bäume, Findling, Holzbank und Weg reichen unserer Ansicht nicht aus." Wenn einmal die Umgestaltung anstehe, müsse entschieden werden, ob es nur ein Ort des Gedenkens oder auch ein Bürgertreffpunkt sein solle. "Wir können uns vorstellen, dass die Hiller selbst Gestaltugnsideen entwickeln und sich auch der Heimatverein engagiert." Von dessen Vorsitzendem Hermann Böhne gab es dazu schon grünes Licht.


mt@mt-online.de

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