Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock e.V. ,
08.05.1987 :
Aufruf unseres Arbeitskreises für die diesjährige Mahn- und Gedenkveranstaltung am 5. September in Stukenbrock
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde!
Wir überreichen Ihnen heute den Aufruf unseres Arbeitskreises für die diesjährige Mahn- und Gedenkveranstaltung am 5. September in Stukenbrock.
Wir bitten Sie, diesen zu unterschreiben und umgehend an uns zurückzusenden, da wir denselben drucken und in einer größeren Auflage herausgeben wollen.
Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns wie bisher auf die verschiedenste Art bei der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung helfen könnten,
Für eine finanzielle Unterstützung wären wir sehr dankbar.
Wir wollen die diesjährige Veranstaltung um 15.00 Uhr mit einer Kranzniederlegung beginnen, an der sich auch Delegationen aus dem Ausland und der Botschaften beteiligen werden.
Gegen 16.00 Uhr beginnt auf dem Platz vor dem Friedhof die "Begegnung zum Antikriegstag" mit Diskussionsrunden, Kultur und der Möglichkeit, viele Gespräche zu führen.
Vom 04. - 06.09. wird es in der Nähe des Friedhofs wieder ein Jugendlager geben, an dem sich zahlreiche Jugendorganisationen aus unserem Land beteiligen werden.
In der Hoffnung, auch wieder auf Ihre Mithilfe zählen zu dürfen, verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Werner Höner
Vorsitzender
Aufruf zur Mahn- und Gedenkveranstaltung am 5. September 1987 in Stukenbrock
UND SORGET IHR, DIE IHR NOCH IM LEBEN STEHT, DASS FRIEDEN BLEIBT, FRIEDEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN, FRIEDEN ZWISCHEN DEN VÖLKERN.
So lautet die in Stein gemeißelte Mahnung von Stukenbrock.
65000 sowjetische Kriegsgefangene und viele Zwangsverschleppte aus der UdSSR, aus Polen, Frankreich, Italien und Jugoslawien starben von 1941 - 1945 im STALAG 326. Sie verhugerten, wurden erschossen oder erschlagen.
Im Sennesand verscharrte man sie in 36 Massengräbern.
Ihr Leiden und ihr Tod bleiben unvergessen. Das Grundgesetz verpflichtet uns, dafür einzutreten, dass "niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt" wird.
Getreu der Mahnung von Stukenbrock wollen wir alles tun, um den Frieden zu gewinnen. Wir wollen, dass alle Chancen für die Abrüstung genutzt werden. Die Bundesregierung hat sich in ihrer Regierungserklärung zu den Ostverträgen und der Schlussakte von Helsenki bekannt. Sie will die Beziehungen zur Sowjetunion festigen und vertiefen. Diesen Worten müssen Taten folgen.
Wir erwarten, dass sie den Gorbatschow-Vorschlag für eine Welt ohne Atomwaffen bis zum Jahr 2000 aufgreift.
Wir erwarten, dass sie sich für eine atom- und chemiewaffenfreie Zone in Europa einsetzt und ohne wenn und aber alles tut, was zu einem Abzug der Atomraketen aus unserem Land beiträgt. Auch bei der Verminderung konventioneller Rüstungen darf es keine Tabus geben.
Wir erwarten, dass sie sich den Plänen Reagans für eine Weltraumrüstung widersetzt, eine SDI-Beteiligung ablehnt und mit Nachdruck die Einstellung aller Atomwaffenversuche fordert.
Wir appellieren an die Bundesregierung
- sich allen Störversuchen zu widersetzen, die eine mögliche Null-Lösung bei den Mittelstreckenraketen infrage stellen;
- die Stationierung atomarer Marschflugkörper zu stoppen und alle Vorbereitungen für den Abbau bereits stationierter Atomraketen zu treffen;
- mit der Regierung der DDR über mögliche gemeinsame Beiträge zur Abrüstung zu verhandeln.
Frieden ist nur gemeinsam möglich und gemeinsam zu sichern. "Bei allen zwischen uns bestehnden Unterschieden müssen wir alle es lernen, gemeinsam die große Familie der Menschheit zu bewahren." (M. Gorbatschow in seiner Rede vor den Teilnehmern am internationalen Forum in Moskau im Februar 1987)
Unvergessen bleiben die Verbrechen, die im deutschen Namen an den Menschen vieler Völker begabgen wurden. Wir wehren uns gegen alle Versuche, diese Verbrechen aus der Geschichte zu verdrängen.
Unvergessen bleibt der ehrenvolle Widerstand gegen den Faschismus.
Die Toten von Stukenbrock mahnen zur Wachsamkeit vor neonazistischen Aktivitäten.
Die heutige und die nachkommenden Generationen müssen die Wahrheit über den Faschismus erfahren. Das fördert die Schaffung und Stabilisierung eines demokratischen Bewusstseins. Nichts wäre gefährlicher, als den Faschismus und die vielfältigen Formen des Neonazismus zu verharmlosen. Wir fordern das Verbot aller neonazistischen Organisationen und Publikationen. Wir setzen uns ein gegen Ausländerfeindlichkeit und die Einschränkung von Menschenrechten. Wir sagen Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!
Anlässlich des Antikriegstages 1987 bringen wir am 5. September Blumen und Kränze zu den Gräbern in Stukenbrock. Wir wollen damit ein weiteres Zeichen setzen für unseren Willen nach Frieden, Abrüstung und Freundschaft mit allen Völkern.
w.hoener@blumen-fuer-stukenbrock.de
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