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Ahlener Zeitung , 04.06.2009 :

SPD: Kampf gegen Rechts verstärken

Ahlen. "Wie wollten ein Zeichen setzen. Ein starkes", wie Bernhard Daldrup nachschob. Deshalb waren der SPD-Kreisvorsitzende und seine Ahlener Kollegin Gabi Duhme mit der großen Beteiligung an der Diskussionsrunde zu Thema "Gegen Rechts: Was tun gegen Rassismus und Faschismus?", zu der die Partei am Dienstagabend in die Stadthalle eingeladen hatte, umso zufriedener.

Auch wenn die sechs Teilnehmer im Podium bei der Ursachenforschung für den Rechtsextremismus die Akzente unterschiedlich setzten, waren sie sich in dem, was getan werden müsste, weitgehend einig: ein breites Bündnis gegen Rechts zu schmieden. "Es ist höchste Zeit, etwas zu tun", stellte die SPD-Stadtverbandsvorsitzende Duhme zu Beginn fest. "Und dafür reicht es nicht, einmal auf dem Markt zu demonstrieren."

Kai Venohr, stellvertretender Vorsitzender des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen und in der DGB-Jugend engagiert, berichtete von Aktionen in seiner ostwestfälischen Heimat, wo man im Rahmen einer Säuberungsaktion sämtliche Plakate und Aufkleber mit rechtsextremen Inhalten beseitigt habe. Das sei auch rechtlich unbedenklich, weil das meiste illegal geklebt worden sei und oftmals den Tatbestand der Sachbeschädigung erfülle.

Jendrik Leismann, SPD-Kandidat für den Kreistag, forderte beim Umgang mit rechtsextremem Gedankengut und den rechten Vertretern mehr Mut, Flagge zu zeigen und machte sich zugleich stark für ein breites Bündnis der Jugendorganisationen von Parteien, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchen und Vereinen stark. In diesem Zusammenhang kritisierte Duhme das Verhalten der CDU in der jüngsten Ratssitzung, als die Christdemokraten darauf bestanden, nicht nur dem Rechtsextremismus den Kampf anzusagen, sondern auch Linksextremismus und religiösem Fanatismus. Angesichts der aktuellen Ereignisse wie jüngst im Zuge des Prozesses gegen zwei Mitglieder der Autonomen Nationalisten Ahlen oder der Mai-Kundgebung in Dortmund müsse der Fokus eindeutig auf die rechte Szene gerichtet werden, meinte auch Reinhard Künnemann, Geschichtslehrer an der Fritz-Winter-Gesamtschule, der sich für die Erinnerung an Zwangsarbeiter, Juden und andere Verfolgte des Naziregimes engagiert.

Für Dr. Gerd Willamowski muss eine erfolgreiche Strategie gegen die rechten Verführer einsetzen. "Es gibt zu wenig Freizeiteinrichtungen für Jugendliche", bemängelte Willamowski und forderte mehr Streetworker. Es sei falsch, bei der Jugendarbeit zu sparen, so der SPD-Bürgermeisterkandidat. Oft sei es die soziale und berufliche Perspektivlosigkeit, die junge Leute dazu brächten, den Parolen der Neonazis zu erliegen.

Deren Freizeitangebote seien für Jugendliche attraktiv, gab Venohr zu bedenken. Michael Sturm, Historiker in der "Mobilen Beratung gegen Rechts" für den Regierungsbezirk, wies darauf hin, dass es sich nicht nur um ein reines Jugendproblem handele. Die Strippen zögen im Hintergrund andere. Deutlich wurde auch, dass es sich bei jungen Nazis, wie sie Daldrup nannte, nicht nur um Modernisierungsverlierer aus bildungsfernen Schichten handelt, sondern dass rechte Parolen zunehmend auch in gebildeten Schichten Anklang finden. Und attraktiv macht die Neonazis bei vielen ihr Eintreten gegen Globalisierung und Tierversuche und für einen starken Nationalstaat.

Duhme und Daldrup luden die Anwesenden abschließend zur weiteren Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe ein, unabhängig von jeder Parteizugehörigkeit.

Bildunterschrift: Diskutierten mit dem großen Publikum: Kai Venohr, Gabi Duhme, Bernhard Daldrup, Dr. Gerd Willamowski. Michael Sturm und Jendrik Leismann (v.r.).


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