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Courage gegen Rechts , 21.11.2003 :

We will rock you-Tour / Kein Raum der Nazimusik

Neonazistische Bands spielen die Begleitmusik zu rassistischer Gewalt. Auf ihren Konzerten zeigen sie hemmungslos nationalsozialistische Symbole, rufen zu Rassenkrieg und Gewalt gegen Minderheiten auf. Um Konzerte, Labels, Fanzines und Versände hat sich eine ausgeprägte Jugendszene gebildet. Neonazis haben erkannt, dass durch Musik mit rassistischen und gewaltverherrlichenden Texten Jugendliche besser angesprochen werden können, als durch trockene Ideologie.

Nur selten gelangt dieses Treiben an die Öffentlichkeit. Die Drahtzieher agieren im Verborgenen - auch in Ostwestfalen. Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, haben sich Versandgeschäfte, Fanzines und Bands etabliert. Unter dem Vorwand, Geburtstags- oder Klassenfeiern durchführen zu wollen, mieten Neonazis Räumlichkeiten an, in denen dann tatsächlich Nazikonzerte stattfinden. Gastwirte und Vermieter wissen oft nicht, was in ihren Sälen wirklich geplant ist. Selbst wenn der Polizei diese Konzerte bekannt sind, sieht sie sich offensichtlich nicht in der Lage, sie zu unterbinden, obwohl dort bekannterweise zu Hass und Gewalt gegen Minderheiten aufgerufen und Hitlergrüße oder Hakenkreuze gezeigt werden.

Wir wollen am 6. Dezember gegen die Drahtzieher der Nazimusikszene in Ostwestfalen protestieren und die Öffentlichkeit informieren. Dem dient die Kampagne "We will rock you - Kein Raum der Nazimusik", die von engagierten Gruppen und Initiativen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird.

Busabfahrt: Samstag, 6. Dezember, 10.00 Uhr, Bielefeld Hauptbahnhof - Ende gegen 17.00 Uhr in Bielefeld.

Karten für 7 Euro - Verkauf in Bielefeld:

- Buchladen Eulenspiegel, Hagenbruchstraße 7
- PDS-Büro, Arndtstraße 20 (Montags und Mittwochs zwischen 17.00 und 19.00 Uhr)
- Infoladen Anschlag, Heeper Straße 132
(Dienstags zwischen 19.00 und 20.30 Uhr, Donnerstags zwischen 18.00 und 19.30 Uhr, Sonntags zwischen 18.00 und 20.30 Uhr)
- Antifa AG in der Universität Bielefeld, AStA Galerie (Mittwochs zwischen 10.00 und 14.00 Uhr)

Antifa on the road - Tourdates:

Ca. 11.00 Uhr: Hiddenhausen-Oetinghausen, Eilshausener Straße: Kundgebung gegen "Skinhead Meeting"

Mit diesem Neonazifanzine versucht die Bündener Szene vor allem Skinheads anzusprechen. Im Vordergrund stehen Berichte über Musik und Konzerte meist von Nazibands. Erklärtes Ziel ist die Einigung neonazistischer Skins und unpolitischer Oi-Skins. Als gemeinsames Ziel wird der "Kampf um die eigene Straße" ausgegeben. Zu diesem Zweck propagiert "Skinhead-Meeting" Gewalt gegen Minderheiten und Andersdenkende: "Wir ziehen Samstags nachts los und prügeln uns mit dem Abschaum ... Weil es unsere Straßen sind!"

Ca. 12.00 Uhr: Herford, Elverdisser Straße: Kein Raum für Nazikonzerte

Zwei Konzerte fanden im September nahe Herford in Lockhausen statt. Am 20. September gelang es einem Team von Spiegel-TV, eines davon verdeckt zu filmen. Rund 120 Neonazis nahmen an der Veranstaltung mit den Gruppen "Einherjer" und "Act of violence" teil. Neben eigenen Stücken spielten die Bands auch Coversongs der Nazi-Rocker-Gruppe "Landser". Keine der fünf CD's von "Landser" kann im Plattenladen legal erworben werden. Das Fernsehteam versuchte in der Elverdisser Straße, den Anmieter der leerstehenden Lagerhalle erfolglos zu einer Stellungnahme zu bewegen. Der warf die Journalisten raus und drohte mit der Polizei. Auf die wäre der Mann am 20. September wohl nicht so erpicht gewesen. Denn die Fernsehbilder zeigen, dass auf dem Konzert offen Hakenkreuze getragen wurden.

Ca. 13.15 Uhr: Leopoldshöhe, Lagesche Straße: Weg mit "Christhunt Productions"

Das Label "Christhunt Productions" produziert und vertreibt sogenannten Black-Metal. Im Angebot sind unpolitische Gruppen, aber auch ein breites Spektrum des neonazistischen Black-Metal. Das Label von Marco M. gilt in diesem Bereich als einer der führenden Versände in der Bundesrepublik. Auf einer von "Christhunt Productions" produzierten CD der Band "Magog" heißt es: "Wir marschieren in eine neue Zeit, die uns von Christen und Juden befreit." Im Angebot sind auch Tonträger von "Absurd", der Band um den als "Satansmörder" bekannt gewordenen Hendrik Möbus. Die Band geriet durch den Mord an dem Schüler Sandro Beyer im April 1993 in die Schlagzeilen. Möbus verhöhnte später sein Opfer mit den Worten: "Ich weiß ja nicht, ob man in der Nazi-Zeit bestraft worden wäre, wenn man Volksschädlinge unschädlich gemacht hätte."

Ca. 14.30 Uhr: Verl, Zum Meierhof: Gegen böse Lieder von "Sleipnir"

"Sleipnir" ist die wohl bekannteste Neonazi-Band in Ostwestfalen. Sie tritt häufig in der Region, aber auch bundesweit und im Ausland auf. Eng verbunden mit der Band sind das Label "Boundiess Records", das die CD's der Band produziert, und der Versand "Wolfszeit" in Verl. "Sleipnir" spielt harten Rechtsrock, pflegt aber auch den in der Szene beliebten Balladenstil. Der Sänger versteht sich als Szeneangehöriger und äußerte in einem Interview: "Die JN (Jugendorganisation der NPD) ist eine nationalistische Organisation, die ich deswegen unterstütze. Ich unterstütze grundsätzlich alle nationalistischen Organisationen." Die Band spielt harte rassistische Lieder mit NS-Bezügen und neonazistische Hass- und Kampflieder. Die CD "Mein bester Kamerad" wurde wegen Volksverhetzung eingezogen. Auf Konzerten der Band kam es zu "Sieg-Heil"-Rufen und "Hitlergrüßen".

Ca. 16.00 Uhr: Bielefeld, Mühlenstraße: Rock "H8Rock"-Versand

Einschlägige Bekleidung und Tonträger bietet der Internetversand "H8Rock" aus Bad Salzuflen. Die Internetseite betriebt Hendrik S., der mittlerweile in Bielefeld lebt. "H8Rock" liest sich sowohl als "Height" bzw. "Haterock", "H8" entspricht aber auch dem Code "88", der für den achten Buchstaben im Alphabet steht, und in der Neonaziszene "Heil Hitler" meint. Neben einschlägigen Tonträgern bot der Versand auch die drei ostwestfälischen Fanzines "Skinhead-Meeting", "Unsere Welt" und "Herrlich Hermannsland" aus Bad Salzuflen an. Hendrik Stiewe versuchte in Bielefeld erfolglos bei einer Informationsveranstaltung über Rechtsrock antifaschistische Initiativen auszuspähen.

Die Kampagne wird unterstützt von "Courage gegen Rechts" und antifaschistischen Initiativen aus Ostwestfalen.

Weitere Informationen unter: www.antifa-west.org und www.ag.antifa.net


courage-bielefeld@gmx.de

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