|
Bielefelder StadtBlatt ,
14.07.1994 :
Rechtsökologie / In Vlotho traf sich der "Weltbund zum Schutz des Lebens" zur Jahreshauptversammlung
Ökologie ist heute ein zentrales Thema der politischen Rechten. Zentrale Bedeutung des rechtsökologischen Diskurses hat die Kombination von Ökologie und Ausländerfrage bzw. "Überbevölkerung", die bis zur Überlebensfrage der deutschen Nation dramatisiert wird. Die Zuwanderung Nicht-Deutscher lässt sich so zum ökologischen Problem verfälschen. Umweltschutz wird an nationale Identität, Heimatliebe und Patriotismus gebunden, gegründet auf die Liebe zur Heimat, die Zugehörigkeit zum Volk.
Vertreten wird dieses Ökologiekonzept vom Weltbund zum Schurze des Lebens - Sektion Deutschland (WSL-D), der ältesten Umweltschutzorganisation in der Bundesrepublik, die seit 1960 aktiv ist und zeitweilig bis zu 3000 Mitglieder in ihren Reihen hatte. Gegründet wurde die im deutschsprachigen Raum agierende WSL, die auch Sektionen in der Schweiz und Österreich unterhält, 1958 vom österreichischen Forstbeamten und Schriftsteller Günther Schwab, einst NSDAP-Mitglied im "wissenschaftlichen" Beirat der rassistischen "Gesellschaft für Biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e.V." (Hamburg), die vom Staranwalt der alten und Neuen Rechten, dem Hamburger Neonazi Jürgen Rieger, geführt wird.
Bis in die 80er vom Verfassungsschutt beobachtet
Geprägt wurde der deutsche Zweig des WSL von seinem langfahrigen Vorsitzenden und nunmehr als Ehrenpräsident fungierenden Prof. Dr. Werner Georg Haverbeck (geb. am 28.10.1909), der die Ökologiebewegung zur Heimatschutzbewegung reduzieren möchte. In einem Beitrag "Ökologie und Ökumente. Lebensschutz ist Menschenschutz und Völkerschutz" für das bis in die achtziger Jahre vom Verfassungsschutz beobachtete Monatsperiodikum MUT, führt Haverbeck, ehemals selbst NSDAP-Funktionär, Begründet und Leiter des "Reichsbundes, Volkstum und Heimat" (1933-1935) sowie Vertrauter von Führer-Stellvertreter Rudolf Heß, aus: "Ökologie öffnet uns die Augen darüber, dass Völker nicht nur menschliche Komplexe darstellen, die durch Sprache, Verhaltensweise, Kultur und Geschichte zu einem Ganzen zusammengewachsen sind, sie sind auch in Ihrem Werden und Ihrer unverwechselbaren Eigenart geprägt durch den Boden, aus dem sie wuchsen, den Raum, der sie umgibt und daraus nicht nur erklärbar in ihrer unverwechselbaren Eigenart, sondern auch verbunden."
Die Ökologiebewegung sieht Haverbeck, Mitunterzeichner des "Übertremdungs"ängste schürenden Heidelberger Manifests, vor allem als Heimatschutzbewegung. Menschen und Völker, so Haverbecks Glaubensbekenntnis, seien stets einer bestimmten Landschaft zugehörig und könnten nicht verpflanzt werden.
Kürzlich führte der WSL-D nun seine diesjährige Jahreshauptversammlung, verbunden mit einem Treffen der Leser/innen des zweimonatlich erscheinenden Organs "Stimme des Gewissens", durch. Getagt wurde im vereinseigenen Schulungszentrum Collegium Humanum (Akademie für Umwelt und Lebensschutz e.V.) in Vlotho.
Als Referenten geladen waren u.a. Wolfgang Strauss ("Ökonomie und Ökologie in Russland von heute"),Redakteur von "Nation & Europa", der bedeutendsten ideenpolitischen Monatszeitschrift bundesdeutscher Rechtsextremisten, Siegfried Strelow ("Der tragische politische Weg Dr. Herbert Gruhls"), Autor in dem Rechts-Postillen "Criticon" und "Junge Freiheit", Mitglied der rechtsintellektuellen Deutschen Hochschulgilde und Funktionär der Unabhängigen Ökologen Deutschlands, sowie Hans-Werner Woltersdorf ("Die Notwendigkeit der Überwindung des Materialismus in Ost und West"), Autor in dem revisionistischen Kampfblatt "Deutschland in Geschichte und Gegenwart", der NS-orientierten Postille "Recht und Wahrheit" und Verfasser des antisemitischen Machwerks "Die Ideologie der neuen Weltordnung. Rakowski und die Protokolle der Weisen von Zion". Mit dabei war auch Haverbeck, der zum Thema "Das Prinzip Hoffnung – Zusammenfassung und Zukunftsperspektiven" spricht. Vorsitzender dieser illustren Gesellschaft ist seit September 1989 Ernst Otto Cohrs (geb. am 14. Dezember 1921), der u.a. schon in der Neonazi-Hetzschrift "Sieg" seine ökologischen Überlegungen zum besten gab. Damit war an jenem Wochenende ein wichtiger Teil derjenigen beisammen, die die alten nazistischen Begriffe von "Volk" und "Rasse" im grünen Gewand wieder salonfähig machen.
Anton Maegerle
info@hiergeblieben.de
|