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WebWecker Bielefeld ,
05.05.2004 :
Gemkow fordert Charta für Pflege
Aktive Sterbehilfe hält die Bielefelder CDU-Landtagsabgeordnete Angelika Gemkow für den falschen Weg. Stattdessen stellt bei der von ihr entworfenen und nun der Öffentlichkeit vorgestellten "Charta für die Pflege" die Menschenwürde in den Mittelpunkt (siehe unten).
"Die Pflege morgen ist nur sicher, wenn Politik und Gesellschaft jetzt die Verpflichtung einer menschenwürdigen Pflege annehmen und die Grundlagen für die Herausforderungen der älter werdenen Gesellschaft schaffen", erklärt Gemkow.
Die von einigen Abgeordneten im Bundestag ergriffene Initiative für ein Sterbehilfe-Gesetz sei für die Zukunft einer menschenwürdigen Pflege der völlig falsche Weg. In Deutschland ist die aktive Sterbehilfe strafbar. "Das muss auch so bleiben", sagt Gemkow.
In Zukunft wird es mehr alte Menschen, mehr Pflegebedürftige und weniger junge Menschen geben. Dadurch entstehen neue gesellschaftliche Herausforderungen. Erleichterungen der Sterbehilfe führen nach Meinung Gemkows »unweigerlich zu neuen – jetzt vielleicht noch unbeabsichtigten – Euthanasieüberlegungen«. Was heute unter dem Deckmantel der Freiheit und Selbstbestimmung von Schwerkranken mit der Forderung nach dem "humanen" Tod Schwerkranker gefordert werde, könne morgen schnell zur Normalität für viele Menschen werden.
Um Geld zu sparen, gebe es zukünftig bei teurer Krankheit, hohem Alter und großem Pflegebedarf einen nicht zu verantwortenden Druck auf alte und kranke Menschen, ihr Leben zu beenden, befürchtet Gemkow. Menschenwürde und christliches Menschenbild würden es aber gebieten, den Lebensschutz nicht nur am Lebensanfang, sondern gerade auch am Lebensende uneingeschränkt zu achten. Erforderlich sei eine bessere Betreuung Sterbender durch die Stärkung der Hospizbewegung und der Palliativmedizin, damit ein Sterben in Würde möglich ist. Die Erfahrungen in den Niederlanden und Belgien zeigen für Gemkow, dass die Inanspruchnahme aktiver Sterbehilfe auf eine unzulängliche Pflege, fehlende menschliche Zuwendung und Lücken in der medizinischen Betreuung zurückzuführen sei.
Dokumentation: Charta für Pflege
Zehn Punkte: Vertrauen in eine menschenwürdig Pflege heute und morgen
· Rechtzeitige Befassung der Menschen mit dem eigenen Alter und mehr gesellschaft-liche Anerkennung der wichtigen Themen Alter und Pflege. Nicht nur über die Finan-zierungsgrundlagen, sondern mehr über Inhalte der Pflege reden. Die Ursachen für Pflegebedürftigkeit sind wichtig. Wir brauchen Untersuchungen, warum Menschen pflegebedürftig werden und wie Pflegebedürftigkeit verhindert oder hinausgeschoben werden kann.
· Breite gesellschaftliche Anerkennung für Pflegekräfte und pflegende Angehörige. Bessere Koordinierung und Vernetzung sozialer Angebote.
· Für die Zukunft brauchen wir eine menschenwürdige Pflege mit Zuwendung und Herz. Die Menschen sollen in eine gute Pflege vertrauen können. Pflege ist Beziehung von Mensch zu Mensch. Geld allein pflegt keine Menschen. Trotzdem braucht die Pflege eine solide finanzielle Grundlage. Unnötige Bürokratie und Überreglementie-rung im Pflegebereich müssen abgebaut werden, damit mehr Pflegende für die direkte Pflegeleistung zur Verfügung stehen.
Die soziale Kompetenz der Gesellschaft ist ein wichtiges Zukunftsthema. Nötig sind verpflichtende Schülerpraktika im Sozialbereich und Praktika für Manager, Politiker und sozialfernere Berufe. In Bewerbungen müssen soziale und ehrenamtliche Aktivitäten positiv bewertet werden.
· Mangelnde Akzeptanz von Pflegemängeln, Pflegefehlern und fehlender Fachlichkeit. Technik in der Pflege muss Pflegende unterstützen. Technik kann und darf zukünftig Menschlichkeit nicht ersetzen.
· Jeder pflegebedürftige Mensch muss täglich seine Mahlzeiten und in ausreichendem Maße Getränke/Flüssigkeit in dem Tempo erhalten, in dem er kauen und schlucken kann.
· Baden, Waschen, Körperhygiene sind ein Teil der Menschenwürde. Jeder pflege-bedürftige Mensch muss täglich zur Toilette gebracht oder geführt werden. Windeln und Dauerkatheter als pflegeerleichternde Maßnahmen müssen Ausnahmen bleiben.
· Jeder pflegebedürftige Mensch muss (auf Wunsch) täglich die Möglichkeit bekommen, sein Bett zu verlassen und an die frische Luft zu kommen. Bewegung, Kommunikation und Gespräche sind Teil einer guten Pflege.
· Jeder Mensch hat das Recht auf sein Zuhause. Deswegen sollte jeder pflegebedürftige Mensch als Bewohner/in in Pflegeheimen Mitspracherecht bei der Auswahl des/der Mitbewohners/in im Doppelzimmer haben.
· Menschenwürdiges Sterben im häuslichen und stationären Bereich, Zuwendung und Zeit für Sterbende und Angehörige. Jeder pflegebedürftige Mensch muss die Sicherheit haben, dass er/sie nicht einsam und alleine sterben muss. Aktive Sterbehilfe darf es weder heute noch morgen geben.
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