www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 15.11.2003 :

"Hohmann nicht verurteilen" / Wolfgang Strohmeyer bezieht auf Bezirksversammlung Stellung

Leopoldshöhe/Oerlinghausen (kem/kk). Die Worte fielen - und fast schien es, als ob sie niemand gehört hatte. Kein Aufhorchen, kein Protest. Bei der Bezirksversammlung der Seniorenunion in Oerlinghausen war Wolfgang Strohmeyer ans Rednerpult getreten und hatte fast nebenbei für Martin Hohmann Stellung bezogen: "Man muss doch noch sagen dürfen, was man denkt", so der Vorsitzende der Leopoldshöher Seniorenunion - und erntete Schweigen.

Auf Nachfrage der LZ legte Strohmeyer nach. Er wehre sich gegen Vorverurteilungen, Martin Hohmann ist seines Erachtens vor allem Opfer der aufgepeitschten Medien geworden. Auch "unangenehme Wahrheiten" müssten gesagt werden. Im Großen und Ganzen, so Wolfgang Strohmeyer, ginge er konform mit den Aussagen des Hessen, der gestern aus der CDU/ CSU ausgeschlossen wurde, auch wenn dessen "Formulierungen vielleicht etwas ungeschickt sind".

Martin Hohmann hatte die Juden als "Tätervolk" bezeichnet und letztlich behauptet, sie hätten sich im Bolschewismus der russischen Oktoberrevolution 1917/18 ebenso schuldig wie die Deutschen während des Nationalsozialismus gemacht. "Vielleicht", so gesteht der 70-jährige Strohmeyer ein, der sich seit Jahrzehnten in der Leopoldshöher Politik engagiert und auch Vorsitzender des christlichen Arbeitskreises der CDU/CSU ist, "geht die Pauschalisierung der Juden als Tätervolk zu weit". Letztlich gehe es ihm aber um die Meinungsfreiheit und um die Vorverurteilung der Deutschen. "Schließlich hat die Masse von den Verbrechen der Nazis doch nichts gewusst." Der Leopoldshöher versteht nicht, warum seine Worte jetzt "an die große Glocke gehängt werden". Und ob Hohmann Recht hat oder nicht - "das können wir kleinen Leute doch gar nicht beurteilen."

Anders sieht das Bürgermeisterin Dr. Ursula Herbort, die auf der Versammlung anwesend war, allerdings schon vor Strohmeyer ans Rednerpult trat. Sie sei froh, dass der nachfolgende Redner, der Recklinghauser Bürgermeister Wolfgang Pantförder, auf die Worte von Strohmeyer einging und klar stellte, dass es bei Hohmann weniger um die Meinungsfreiheit, als um inhaltliche Probleme gehe. "Die Inhalte sind inakzeptabel", sagt dann auch Dr. Herbort und dem pflichtet Ilse Finkeldey, Bezirksvorsitzende der Seniorenunion, bei. Entsetzt sei sie über Wolfang Strohmeyer gewesen, so die 80Jährige, doch niemand habe ihn bremsen können. Bewusst habe sie das Thema auf der Versammlung nicht noch einmal aufgegriffen, um nicht zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen.

Wolfgang Strohmeyer stehe mit seiner Meinung allein, so Finkeldey, die kommende Woche zur Landesversammlung der Seniorenunion nach Düsseldorf reist. Dort sollen dann gegebenenfalls auch Konsequenzen beraten werden.

Die muss Strohmeyer von der Leopoldshöher CDU wohl nicht befürchten. Auf Nachfrage zeigt sich der Gemeindeverbandsvorsitzende Siegfried Habicht erstaunt über die Äußerung seines Parteikollegen. "Das ist seine persönliche Meinung", so Habicht. Gegebenenfalls sollen die Äußerungen auf der Vorstandssitzung am Donnerstag noch einmal thematisiert werden.

15./16.11.2003
Salzuflen@lz-online.de

zurück