Bünder Zeitung / Westfalen-Blatt ,
02.12.2008 :
Anwalt Rostek wittert Komplott / Anklage wegen sexuellen Missbrauchs
Bünde (uko). Ein 61-jähriger Rentner aus Bünde soll über Jahre hinweg Kinder massiv sexuell missbraucht haben. Der Mann hat am Montag vor dem Bielefelder Landgericht alle Vorwürfe bestritten, er wurde indes von zwei Opfern schwer belastet.
Der Prozess vor der 4. Strafkammer des Landgerichts hängt seit Wochen in der Schwebe, wurde auch gestern zum Auftakt erneut von Verteidiger Dr. Holger Rostek (Bielefeld) in Frage gestellt: Der Rechtsanwalt beantragte vergeblich die Aussetzung des Verfahrens gegen seinen Mandanten Hans-Dieter B., der nun schon seit einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt. Gemeinsam mit dem 33-jährigen Patrick B. soll der frühere Postbedienstete zwei Kinder einer befreundeten Familie aus Rödinghausen in der Zeit von Anfang 2006 bis November 2007 massiv missbraucht und sogar vergewaltigt haben. Die Opfer waren seinerzeit zu Beginn der Taten erst elf und zehn Jahre alt. Dabei sollen die Täter das Vertrauen der Eltern der Kinder ausgenutzt haben. Die Tatorte sollen demnach diverse Wohnungen der Männer sowie Waldstücke in Melle gewesen sein.
Der Prozess gegen beide Angeklagten hatte bereits Anfang Juni 2006 begonnen. Gegen den geständigen Patrick B. war dann ebenfalls von der 4. Strafkammer allein weiter verhandelt worden. Der 33-Jährige war schließlich zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er hat diesen Spruch akzeptiert.
Der Prozess wird fortgesetzt
Besonders seine Aussage, auch er sei vor mehr als 25 Jahren das Sex-Opfer seines Mitangeklagten gewesen, hatte in jenem Verfahren für Aufsehen gesorgt. Rostek hatte in allen Vorwürfen gegen Hans-Dieter B. daher ein Komplott gegen seinen Mandanten gewittert. Um die Hintergründe aufzuklären, hatte der Rechtsanwalt nun die Zeugenaussagen der Berufsrichter der Kammer erwirken wollen. Ein Eilantrag zum Verwaltungsgericht Minden ist jedoch am Wochenende abgelehnt worden. Rostek will nun das Oberverwaltungsgericht Münster anrufen. Hans-Dieter B. erklärte gestern, er habe mit den Vorwürfen - er soll zudem ein drittes Kind missbraucht haben - "nichts zu tun".
Im Gegenzug erhob der Mann, der für eine rechtsradikale Partei als Freizeitpolitiker tätig war, schwere Missbrauchsvorwürfe gegen erwachsene Familienangehörige der Opfer. Für den Angeklagten steht im Fall der Verurteilung nicht nur eine Haftstrafe an, die Staatsanwaltschaft strebt auch die Sicherungsverwahrung gegen den Mann an.
Der Prozess vor dem Landgericht wird fortgesetzt.
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