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Lippe aktuell ,
30.06.1993 :
Ladendiebstähle und Bettelei haben signifikant zugenommen
Detmold (hf). Über die in den letzten Tagen in der Gemeinschaftsunterkunft "Klüter Kasernen" wegen der aufgetretenen Probleme geführten Gespräche berichtete Stadtdirektor Dr. Axel Horstmann dem Rat. Die veränderte Lage und Stimmung lasse sich unschwer an den wachsenden Beschwerden aus der Bevölkerung ablesen.
Der Stadtdirektor warnte zwar vor einer Dramatisierung der Situation, in der - wie Nachprüfungen ergeben hätten - Fakten mit Phantasie vermischt würden, lehnte es aber ebenso ab, tatsächliche Vorkommnisse totzuschweigen. Er bestätigte eine signifikante Zunahme von Ladendiebstählen und Ordnungswidrigkeiten zum Beispiel durch die Benutzung nicht zugelassener und unversicherter Kraftfahrzeuge und beklagte eine belästigende Bettelei. Übergriffe, also Tätlichkeiten, seien ihm aber noch nicht bekannt geworden.
Gegen aggressive Bettelei und Ordnungswidrigkeiten werde im Zug vermehrter Kontrollen eingeschritten, Ladendiebstähle würden von der Polizei verfolgt. Von der Benennung eines unmittelbaren Ansprechpartners für die Bürger durch die Betreuungsleitung, die durch Flugblätter im Wohnumfeld der Gemeinschaftsunterkunft bekanntgemacht werden solle, verspricht sich der Stadtdirektor eine gewisse Entspannung. Auch die Kontrollen am Haupteingang der "Klüter Kaserne" seien zwischenzeitlich erheblich verschärft.
Die AWO, so Bürgermeister Friedrich Brakemeier, der die Entwicklung nicht ohne Sorge betrachtet, werde bemüht sein, den beklagten Erscheinungen durch mehr kreative Freizeitangebote gegenzusteuern. Er bedauerte, dass einige Mitglieder des sogenanten "Runden Tisches", die ihre Bereitschaft zur Mitarbeit immer zugesagt hätten, sich bisher in der Gemeinschaftsunterkunft nicht hätten sehen lassen. Auf keinen Fall könnten aggressive Bettelei und andere Übergriffe hingenommen werden.
Dr. Lucas Heumann äußerte, dass es mit verstärkten Kontrollen durch städtische Ordnungskräfte und Polizei nicht getan sein dürfte, es müsse selbstverständlich auch scharf durchgegriffen werden, was Stadtdirektor Dr. Horstmann als Selbstverständlichkeit bezeichnete.
Die Gefahr, dass im anderen Falle das bisher verständnisvolle Verhalten der Bürger im Detmolder Norden anderenfalls sehr schnell in unerwünschten Fremdenhass umschlagen könne, unterstrich Cord H. Starke. Er äußerte die Befürchtung, dass das AWO-Betreuungsteam zumindest in der Anlaufphase mit der ihm gestellten Aufgabe überfordert sei. Dem widersprach allerdings Friedel Uthe. Die Mitarbeiter der AWO - er erinnerte an die von ihnen durchgeführten Kontrollen auf vermutetes Diebesgut - täten mehr, als ihre eigentliche Aufgabe sei. Monika Staerke bat die Bewohner, auch weiterhin für ein friedvolles Miteinander einzutreten.
Einen Proteststurm der Ratsmehrheit erntete Volker Wiemann-Onyuro (Grüne), als er mitteilte, seine Freunde hätten die Flüchtlinge in der Fußgängerzone wiederholt auf die hier unerwünschte Bettelei angesprochen, mit dieser Feststellung aber auch die Aufforderung verband, sich an bettelnde Menschen - Menschen, die in ihren Heimatländern immer nur von Bettelei gelebt hätten - zu gewöhnen und als er für diese Erscheinung die Ausgabe von Warengutscheinen beziehungsweise von Gemeinschaftsverpflegung bei nur geringer Taschengeldzahlung mitverantwortlich machte.
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