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Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt ,
05.05.2004 :
Ratsantrag als Reaktion auf jüngste Entwicklungen / "Collegium Humanum" in Vlotho nicht gerne gesehen
Vlotho (krü). Die Aktivitäten des "Collegium Humanum" sind nach Jahren relativer Stille wieder lauter geworden. Das nehmen die Bildungseinrichtungen in Vlotho zum Anlass, ihrerseits die Stimme zu erheben. Ihren Protest gegen die rechtsextremistische Tagungsstätte wollen sie auf eine möglichst breite gesellschaftliche Plattform stellen. In einem Antrag an den Stadtrat bitten sie deshalb um Unterstützung "aller Aktivitäten und Maßnahmen, die zur Schließung des Collegium Humanum führen".
Die Nagativ-Schlagzeilen über die rechtsextremistische Tagungsstätte auf dem Winterberg häufen sich in jüngster Zeit. Jedesmal bleibt dabei ein Schatten auf dem Namen Vlotho zurück. Das empört viele Vlothoer. Sie haben nach Überzeugung der Antragsteller die Nase voll davon, dass ihre Stadt mit dieser Einrichtung in Verbindung gebracht wird - zwangsläufig und immer aufs Neue.
Hausdurchsuchungen und Beschlagnahme von Publikationen, in denen unter anderem die "Auschwitz-Lüge" verbreitet worden sein soll, Anklagen wegen Volksverhetzung, die Gründung des "Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten", häufige Besuche des früheren RAF-Anwalts und späteren NPD-Aktivisten Horst Mahler: "Die Aktivitäten des Collegium Humanum sind seit dem vergangenen Jahr so perfide geworden, dass wir das, was dort passiert, in die Schranken weisen müssen", erklärte AKE-Leiter Friedhelm Jostmeier gestern in einem Pressegespräch.
"Gegen dieses Gedankengut"
Das Bildungswerk des AKE (Arbeitskreis Entwicklungspolitik), die Mendel-Grundmann-Gesellschaft und die Grüne Liste Vlotho (GLV) haben stellvertretend für die örtlichen Bildungseinrichtungen sowie alle anderen Vlothoer, die das "Collegium Humanum" geschlossen sehen möchten, den Antrag unterschrieben.
Jostmeier: "Wir stehen für Demokratie, Bildung und Toleranz und gegen dieses Gedankengut."
Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung halten die Unterzeichner es für dringend angebracht, dass sich auch der Rat der Stadt Vlotho in seiner Gesamtheit vom "Collegium Humanum" und seinen Aktivitäten distanziert. Dies war in ähnlicher Weise schon einmal in den neunziger Jahren geschehen. Damals hatten die politischen Fraktionen einstimmig eine Resolution gegen die rechtsextreme Tagungsstätte verabschiedet. Wenn auch nur eine Geste, so zeigte sie doch, "dass das Collegium Humanum in Vlotho nicht gern gesehen ist", sagte GLV-Geschäftsführerin Sabine Niemann.
Weiterer Vorschlag der Antragsteller: Es sollte ein "dauerhafter Informationsfluss" von der Landesregierung zur Stadt Vlotho gewährleistet werden, der Aufschluss über die Aktivitäten des "Collegium Humanum" und seines Umfeldes gibt.
Der Stadtrat wird sich am 12. Mai mit dem Antrag befassen.
redaktion@vlothoer-zeitung.de
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